Interessengemeinschaft zur Förderung der Elektromobilität im Unterallgäu
 
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elektrisch ans Nordkap
 
10241 km mit dem Tesla in 14 Tagen:
4,5 Tage  hoch  -  4 Länder  -  9,5 Tage zurück  - 20 kWh pro 100 km
 
Der Trip von IFEU-Mitglied Walter Fehle inspirierte Jonas Scharpf ebenfalls einmal eine Fahrt ans Nordkap zu wagen. Natürlich rein elektrisch, alles andere wäre nicht mehr zeitgemäß. Hier ein Erfahrungsbericht der Tour.
 
Nach einer Wette, über eine Eins vor dem Komma der Abschlußnote des E-Technik Masterstudiengangs an der TU München, war der Trip nach ans Nordkap in Norwegen sozusagen schon in trockenen Tüchern: Das Fahrzeug, ein Tesla Model S, mit 100 kWh Akku bot Platz genug für 2 Personen incl. Zubehör das u.a. auch aus einem Gaskocher und Vorräten bestand. Die Ladesäulenkarte von Tesla zeigte durch Norwegen, wie an einer Perlenschnur aufgereiht, ein Netz von Superchargern, das sich bis nach fast ganz oben zum Nordkap erstreckte, trotz der abgeschiedenen Lage über 500 km nördlich des Polarkreises. Wir fuhren an Schwedens Ostküste entlang nach oben, um noch einen Zwischenstop in Stockholm einzulegen. Danach galt die Devise: „schnell hoch, gemächlich wieder zurück nach Süden“. Wir führten zur Sicherheit einen klobigen CHAdeMO Adapter mit, sowie eine IFEU 22kW LadeBox, um an jeder Steckdose, egal ob 230V, Camping oder Drehstrom das Fahrzeug aufladen zu können. Zusätzlich wurde sich noch bei zwei Anbietern Gronn und Fortrum angemeldet, damit uns dort an den öffentlichen Ladepunkten nicht der Zugang zu elektrischer Energie verwehrt blieb. Der Rest lief über Destinationcharger von Tesla.
 
Tag 1: Immer nach Norden 19.5.  8:12 bis 22:40 Uhr
Für die Fahrt zum Nordkap hoch nutzten wir die Autobahn A7 und machten so richtig Strecke. Es wurde recht zügig gefahren und man hangelte sich von einem Supercharger zum nächsten, was mit dem Tripkalkulator von Tesla ganz gut klappte. Die Taktik, mit nahezu leerem Akku (zwischen 1% und 10%) an einem Supercharger anzukommen, um so möglichst schnell laden zu können, ging perfekt auf und so waren der erste Ladestop nach 350 km in Malsfeld zwar noch nicht notwendig, aber es war gerade Mittag und wir hatten Hunger. Wenige Stunden später, es war früher Nachmittag, zeigte die Prognose, daß wir gerade so die letzte Fähre in Frederikshavn erwischen würden. Das Risiko war uns jedoch zu groß, diese zu verpassen und dann 6 Stunden warten zu müssen, also war der Entschluss gefasst über die Brücken nach Malmö zu fahren. Gegen 22:40 ging es über die große Belt Brücke und um 23:55 über die Öresund-Brücke bis zum Supercharger Löddeköpinge.
 
Tag 2: Südschweden 20.5.  4:30 bis 22:10 Uhr
Weiter nach Ödeshög am Vättern See. Dort angekommen gibt es reichlich Elektronen für den Tesla und ein Frühstück für die Fahrer. Kurz vor 11:00 Uhr erreichten wir Stockholm bei unglaublichen 27º C - und wir hatten nur lange Hosen dabei, schließlich fahren wir zum Polarkreis. Da half nur noch
 
eine große Tüte Eis zur Kühlung, bis wir wieder die Klimaanlage des Autos Gegen Mittag fuhren wir weiter nach Uppsala zum Essen und Aufladen, denn das zu verbinden war ideal, was unsere tägliche Kilometerleistung betraf. In Sundsval an der mittel-schwedischen Ostküste gab es Abendbrot und Strom am Supercharger. Kurz Zwischenladen in Krokom, damit wir bis Stjordal bei Trondheim in Norwegen kommen. Kurz vor der schwedischen Grenze nahmen wir uns eine Hütte an einem Campingplatz und hörten nur noch das Tosen des Ristafallet, als wir gegen 22:10 Uhr ins Bett fielen. Hier war deutlich zu spüren, daß wir uns mit großen Schritten dem Polarkreis nähern, denn es war noch ungewöhnlich hell.
 
Tag 3: Norwegen 21.5.  5:20 bis 22:20 Uhr
Heute um 6:12 Uhr den ersten Elch gesichtet, der gemächlich zwischen Straße und Waldrand auf dem Grünstreifen entlang lief. Danach passieren wir die verschlafene Grenze nach Norwegen und laden in Stjørdal weitere 450 km auf, während es - wie immer - ein Frühstück für die Scharpfs gibt. Nun geht es nur noch nach Norden auf der E6, vorbei an glasklaren Seen, in denen sich der intensiv tiefblaue Himmel spiegelt, daß man gar nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Mit dem Wetter scheinen wir mehr als nur einfach Glück zu haben, denn auch für die nächsten Tage weicht das stabile Hochdruckgebiet über Skandinavien nicht von der Stelle.
An der Westküste Norwegens kommt es oft zu schnellen Wetterwechseln, ohne daß sich die Großwetterlage ändert. Das bekamen wir dann auch zu spüren, als wir durch das Nordland-Tor Richtung Narvik fuhren, um weiter  zum Polarkreis zu stromern. Hier hingen die Wolken tief, aber wir selbst waren ja auch recht hoch oben, jedenfalls gibt es so viele Steinhäufchen wie nirgendwo in Norwegen und Schnee lag auch noch ein wenig.
In Sørkil wurde dann nach 3 erfolglosen Anläufen an (noch) geschlossenen Campingplätzen in einer Holzhütte übernachtet.
 
Tag 4: Die Sonne geht nie unter 22.5.  4:40 bis 21:30 Uhr
Leute, macht nie in der Nacht die Augen auf oberhalb des Polarkreises im Sommer, um auf die Uhr zu sehen, wie früh oder spät es ist. Man ist danach automatisch hellwach. Also zur Fähre von Bognes nach Skarberget. Gegen 9:00 Uhr erreichten wir Setermoen, dort wurde geladen und - ja richtig - gefrühstückt. Gegen 13:15 erreichten wir den letzten Supercharger vor dem Nordkap in Sørkjosen. Wir wollen bis Skaidi, wo wir ein Zimmer in einem Hotel nehmen und am dortigen Destinationcharger nochmal „voll“ machen. Nur wenige Kilometer vor diesem Tagesziel stolzieren ein paar Rentiere über die Straße, nur wenige Meter von uns entfernt. Auch die obligatorischen Felszeichnungen haben wir schon besichtigt und so checken wir im Hotel ein, um einmal früh zu Bett zu gehen, ein Fehler, wie sich heraus stellen sollte. Denn es ist selbst um 2:00 Uhr nachts taghell und das Einzige was man zu dieser Zeit tun kann, ist nämlich den Hotelpool zu testen, ein einsames Vergnügen um diese Uhrzeit, aber danach kann man wieder perfekt weiter schlafen - um in der Früh nach dem Frühstück mit Lachs frisch gestärkt die letzte Etappe zum Nordkap anzutreten.
 
Tag 5: Am Nordkap 23.5.  7:20 bis 17:30 Uhr
Wenig los hier, wir müssen sogar einige Zeit warten, bis uns jemand vor dem berühmten Globus mit unserer Kamera fotografiert. Jetzt noch die hier obligatorischen Ansichtskarten mit dem Nordkap-Stempel absenden, was
  
bei 71° 10′ 21″ nördlicher Breite, mit nur 2100 Kilometer zum Nordpol wohl ein einzigartiger Briefkasten ist.
Weiter geht es von hier nur noch mit der Badehose, was aber angesichts der nur 4º C bei schneidendem Wind, nicht wirklich die bevorzugte Lösung ist.
Weiter zum nahegelegenen Kirkeporten, das man aber nur nach einer 3/4 Std. Fußmarsch und abseits jeglicher Zivilisation erreicht.
Einzigartige Landschaften hier oben!
 
 
Tag 6: Tromsø 24.5.  7:00 bis 23:10 Uhr
Wieder ausgiebiges Frühstück im Hotel Skaidi und dann ab nach Süden. Ein 8 km langer Tunnel und viele getrocknete Lachse auf Holzkonstruktionen am Wegesrand waren die einzigen Highlights der Strecke - neben Rentieren und endlos langen Straßen.
Wir erreichten Tomsø und genossen den atemberaubenden Blick über die Stadt mit ihrer imposanten Brücke und der weissen Eismeerkathedrale  
 
Tag 7: Die Lofoten 25.5.  4:30 bis 21:50 Uhr
Wer einmal die weißen Sandstrände und das türkisblaue Meer gesehen hat, wähnt sich vermutlich in der Südsee, aber Nein, wir sind auf den Lofoten.
Wir besuchen natürlich auch die Stadt mit dem kürzesten Namen: Å
 
Tag 8: Zurück über den Polarkreis 26.5.  5:30 bis 22:45 Uhr
Der berühmte Saltstraumen enttäuschte etwas, denn außer ein paar Möwen auf der Wasseroberfläche war wirklich nicht viel vom größten Wasserwirbel Skandinaviens zu sehen, da war der Laksfossen schon weitaus imposanter, den wir nun nach Überschreitung des Polarkreises entdeckten. Endlich wieder, wenn auch kurz, die Nacht in Dunkelheit erleben zu dürfen brachte unseren Biorhythmus wieder in geregelte Bahnen. Nach mehreren Zwischenladungen in Storjørd, Mosjøen und Grong übernachteten wir kurz vor Trondheim, um uns am Morgen des nächsten Tages die Stadt in aller Frühe in aller Ruhe anzusehen.
Diesmal war Elch Nummer 2  nicht am Morgen, sondern gegen 15:40 Uhr am Nachmittag gewillt vor uns die Straße zu überqueren.
 
Tag 9: Trollstiegen und Geiranger 27.5.  7:00 bis 17:45 Uhr
Diesmal war Supercharger Berkåk und Dombås an der Reihe, bevor wir den
 
Tag 10: Viele Wasserfälle und ein Gletscher 28.5.  7:10 bis 21:45 Uhr
Die Sieben Schwestern am Geiranger-Fjord waren das erste Ziel des heutigen Tages, schließlich sind sie die berühmtesten Wasserfälle in Norwegen. Wir buchten einen Rundtrip auf einer Fähre und waren dabei nicht nur von zahlreichen Möwen, sondern auch von unendlich vielen Touristen begleitet worden.
Neben den Großstädten hatten wir das hier in Norwegen noch nicht erlebt; ein wahrer Schock, den wir nur durch die Weiterfahrt nach Dalsnibba kompensieren konnten. Der 1465 m hohe Aussichtspunkt ist Europas höchster Punkt, von dem man in einen Fjord blicken kann und dessen Ende erkennen kann.
Weiter Richtung Süden, vorbei an Stabkirchen und eindrucksvollen Fjorden.  
Das Highlight am Ende des Tages war dann der Nigardsbreen, ein Gletscher, der beim letzten Besuch vor 25 Jahren noch mehrere Kilometer länger war, aber dennoch auch heute ein einzigartiges Bildmotiv darstellt.
 
Tag 11: Hochebenen, Tunnel und Täler 29.5.  6:45 bis 22:25 Uhr
Die heutige Etappe führte uns zunächst auf das Aurlandsfjellet, eine malerische Hochebene, die mit dem Bjørgavegen mit unbeschreiblichen Schneefeldern und einem grandiosen Ausblick auf das Fjord belohnt.
 
Auf der anderen Seiteder Hochebene luden wir am Supercharger Aurland nochmals voll, denn jetzt fuhren wir in den längsten Tunnel Europas, den Lærdalstunnel mit 24,5 km Länge, ein.
 
Die Erbauer haben im Tunnel mehrere Kathedralen geschaffen, die farbig ausgeleuchtet sind. Man kann dort in den Parkbuchten sogar anhalten.
Unser nächstes Ziel ist Bergen und der Vallaviktunnel mit einem Kreisverkehr und einer „Sauschwänzle-Führung“ über zwei Ebenen.
 
Danach ging es weiter zum  Vøringfossen und dem heutigen Endpunkt nach Gejlo, einem berühmten Skigebiet in Norwegen.
 
Tag 12: Oslo und ein Steinschiff 30.5.  7:00  bis 23:00 Uhr
Gegen Mittag erreichen wir Oslo bei stahlblauem Himmel und 29ºC.
Als wir weiter fahren wird die 30ºC-Marke geknackt. Es ist der heißeste Sommer seit 80 Jahren, erfahren wir abends im Fernsehen.
Davor passieren wir aber die Grenze nach Schweden und machen wenige km später bei Blomsholmsmottet eine kurze Pause, wo es eine Ansammlung von Steinen in Form eines Wikingerschiffs zu besichtigen gibt.
 
Tag 13: Göteborg, Kopenhagen und ein Super-Stau 31.5.  5:00  bis 0:00 Uhr
Göteborg am frühen Morgen: Wir haben die Stadt ganz für uns allein!
 
Wir nehmen anschließend die Fähre von Helsingburg nach Helsinør. Auf der Überfahrt begegnet uns die einzige batteriebetriebene Fähre Europas.
In Kopenhagen versuchten wir vergebens ein Ticket aus dem Parkautomaten zu ziehen, nach 12 Versuchen an 3 verschieden Automaten, mit zwei unter-
schiedlichen Kreditkarten gaben wir entnervt nach 1 Stunde auf.
   
Schließlich wartete die „kleine Meerjungfrau“, der historische Hafen und das Schloß in Kopenhagen auf uns und da keine einzige Wolke die Kraft der dänischen Sonne milderte, kamen wir nicht nur wegen der Parkautomaten ins Schwitzen. Da muß das echt viel zu komplizierte Parksystem doch noch stark verbessert werden. Den dabei erhaltenen Strafzettel wegen „Falschparken“ sitzen wir deshalb locker aus; wir haben Tage später Widerspruch eingelegt, schließlich konnte uns damals die Hotline auch nicht weiterhelfen. Weiter Richtung Deutschland. Wir überqueren den „Großen Belt“ auf der 18 km l.angen Storebæltbroen, die Ost- mit Westdänemark verbindet. Die Grenze passieren wir gegen 19:30 Uhr, ab jetzt bleiben wir auf der A7 bis wir zuhause ankommen - dachten wir.
Gegen 21:00 Uhr steckten wir für 3 Stunden in einem Mega-Stau auf der A7 fest, da diese dort wegen Bauarbeiten komplett gesperrt wurde. Die Folge war natürlich ein Rückstau über 30 km bis zur Abfahrt auf die Umgehung. Wir nahmen uns anschließend entnervt ein Hotel in der Lüneburger Heide.
 
Tag 14: Die 10.000 km Grenze und Flaschenpfand 1.6.  6:30  bis 14:00Uhr
Am nächsten Morgen lief der Verkehr wieder. Wir kamen gut voran und liessen den Tesla fliegen. Dadurch stieg zwar der bisherige Durchschnittsverbrauch von 19,9 kWh auf 100 km, den wir stolz nach dem Laden um 8:00 Uhr fotografiert hatten, um 1/10 kWh, aber irgendwie wollten wir möglichst schnell unseren riesigen Berg an leeren Pfandflaschen aus dem Auto haben, der sich in den letzten 14 Tagen kontinuierlich angesammelt hatten. Die Vorräte, welche zu Beginn der Reise noch den kompletten hinteren Kofferraum beanspruchten, waren auf 10% zusammen geschmolzen. Nach der Kilometermarke wurde kurz darauf auch die magische Energiegrenze von 2000 kWh geknackt. Gegen 13:40 Uhr tauschten wir den Flaschenpfand von 7,10 Euro gegen ein Ticket für eine Wäsche in der Autowaschanlage ein, denn unser Fahrzeug hatte noch den Staub vom Nordkap auf dem Lack liegen.
Insgesamt hatten wir während unserer Tour 10.241 km mit einem Energieverbrauch von 2048,6 kWh zurück gelegt, was einem Durchschnittsverbauch von 20,004 kWh auf 100 km entspricht. Da wir das Fahrzeug von IFEU-Mitglied Manfred für die 14 Tage geliehen hatten, der einen E-Autoverleih  betreibt, konnten wir den Langzeitverbrauch des Leihwagens von 248 auf 233 kWh pro 100 km deutlich senken.
 
Lesenswert ist auch die Nordkaptour von Walter Fehle im Sommer 2016
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Jonas & Thomas Scharpf
 
Mittwoch, 23. Mai 2018
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