Interessengemeinschaft zur Förderung der Elektromobilität im Unterallgäu
 
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Schnell Lademöglichkeit für ein Elektro-Motorrad bauen
 
 
Freute mich sehr darüber einen Bericht schreiben zu dürfen, zumal ich selbst sehr gerne Erfahrungsberichte von anderen lese.
Aber gut, wo fange ich an und was soll ich alles von mir geben? Stelle gerade fest, auch hier habe ich nicht wirklich Erfahrung ;) drum lege ich einfach mal los – in der Hoffnung nicht viel „Blödsinn“ von mir zu geben. 

Ich heiße Josef und komme aus dem Augsburger Raum. Habe mir im Sommer 2022 ein Elektro Motorrad der Marke Zero Motorcycles gebraucht gekauft. Es handelt sich um das Modell S, welches mit einer Leistung von 11KW/15PS im Schein eingetragen ist und eine 14,4kWh Batterie besitzt. Es kann mit einem A1 Führerschein oder auch der B196 Erweiterung gefahren werden.

Der Clou beim Elektro-Motorrad - 15 PS sind als „Dauerleistung“ eingetragen, aber diese hat tatsächlich eine Höchstleistung von 59PS/109Nm. Für mich eine Grauzone bei der Zulassung, was ich persönlich als sehr gut erachte    aber ich muss auch sagen, ich bin vorher über viele Jahre Elektro-Roller (45km/h) gefahren. Der Umstieg ist gewaltig gewesen, um genau zu sein, traute ich mich anfangs nicht einmal im Eco-Modus „richtig“ Gas zu geben. Für mich war diese Beschleunigung unglaublich. Also an alle da draußen, vorsichtig beim „ersten Ritt“ auf einem Elektro-Motorrad.
 
Nun hatte ich vorher schon gewisse Ladeerfahrung(en) mit E-Roller sammeln dürfen. Für mich war klar, einfach in die Steckdose und bis zu 8 Stunden warten bis der Akku voll ist – Nein, das will ich mir nicht nochmal antun.
Im Vergleich, der E-Roller kam bei vollen Akku (60Ah) um die 50/60km weit. Die Zero braucht bei „fast“ leeren Akku genauso lange zum Laden, aber durch den großen Akku und einem stärkeren Netzteil (bis zu 1,5KW) kommt diese innerhalb der Stadt locker über 200km weit.

Natürlich hätte ich die Zero mit entsprechender Schnell-Lademöglichkeit direkt kaufen können. Neu will man ab Werk dafür um die 3000 Euro und gebraucht waren diese für mich wirtschaftlich nicht lohnenswert. Man bedenke, für das Geld eines gebrauchten Elektro-Motorrads, bekommt man fast zwei neue Benziner „Rennmaschinen“ ;) 
Ich las im Internet sehr viel über verschiedene Schnell-Lademöglichkeiten. Einige bauten Servernetzteile passend um, einige kauften fertige Schnell-Ladegeräte von Anbietern welche letztlich die Lader aus dem asiatischen Raum beschafften und entsprechend umbauten. Anfangs dachte ich mir „kannste selbst, hast ja nicht zwei linke Hände“. Las mich weiter in „Elektronik“ ein und verstand die Welt vor lautet „Dioden“ nicht mehr. Ein neues Universum hat sich für mich aufgetan – also mal „schnell“ machen, ist nicht  
 
Kurz um, entweder kaufe ich etwas Plug & Play „fertig“ oder suche nach gezielten Anleitungen und versuche es nachzubauen.

Die Plug & Play Lösung fiel durch, weil meine Bestellung aus Asien in einem anderen Kontinent landete und eine gezielte Anleitung mit der ich als Laie „nachbauen“ konnte – habe ich nicht gefunden. In Foren bekam ich Tipps, dies und jenes zu machen, aber ohne Fachkenntnisse sah es für mich schlecht aus.
Ein Forumsbericht aus den USA zu Thomas von der I-FEU seiner Zero hatte ich gefunden. Ich fragte per Mail nach, ob er mir vielleicht mehr Details über seinen Umbau berichten könnte?
Netterweise bot er mir an, dieses Vorhaben unter seiner Anleitung/Aufsicht zusammen zu machen.

Am Anfang dachte ich mir, wo ist der Haken? Wer hilft hier einen freiwillig? Er will kein Geld, nimmt sich aber die Zeit für mich, zu erklären, zu zeigen und auf jede Frage eine Antwort zu geben. Ich kann nur sagen, Thomas, behalte bitte diese Eigenschaft. Lasse Sie dir durch niemanden kaputt machen, im Gegenteil, wenn ich etwas Gutes für dich tun kann – lasse es mich einfach wissen. 
So, genug geschleimt  unter Anleitung von Thomas und vielen Mails, habe ich folgende Sachen aufgetrieben:
- Typ 2 Stecker / 3fach Schuko-Verteiler / Stromkabel in verschiedenen Ausführungen
je ein Netzteil mi 2KW Leistung / Anderson SBS 75X Stecker + T-Griffe / Schottky Dioden / Kabeldurchführungen und -entlastungen / Digital-Voltanzeigen

Hier mal einige Bilder von den Anschaffungen:


Auch andere „Dinge“, die Thomas vor Ort hatte und ich von Ihm bekommen habe 
		-  Mikro-Schalter 
		-  Gummikabel 
		-  Widerstände und Dioden in unterschiedlichen Ausführungen 
		-  Haltegriff 
		-  sehr viel Input 
		-  Rat und Tat 
		-  sowie viele Tipps und Ideen für die Zukunft 

Nun trafen wir uns bei Thomas in der „Werkstatt“ und legten schon los. 
Schraubten die Netzteile auf, zerlegten die Voltanzeigen (weil AC bis 500V geht und DC meist nur bis 100V). Bauten eine Art „Prüf-/Mess-Station“ mit auf und gingen diese im Leerlauf und bei Last durch. Thomas stellte die Netzteile auf die von mir zuvor gemessene Ladeschlussspannung der Zero ein. So sah das „wilde“ Konstrukt aus ;-)



Ich möchte auch nicht zu sehr ins Detail eingehen, da der „Umbau“ wie gesagt von fachkundigen Personen bzw. unter Aufsicht von diesen erfolgen sollte. Es ist erstaunlich wie schnell man als Laie etwas falsch machen kann und im dümmsten Fall, macht man dies nur einmal 



Nachdem nun die Messungen erfolgreich waren und die Lader sogar etwas unter Ladeschlussspannung eingestellt wurden, so ca. 97% (ich persönlich möchte „eigentlich“ nicht auf 100% laden, soll ja für einen Akku nicht so gesund sein) wurden noch weitere „Tuningmaßnahmen“ umgesetzt. Zusätzlicher Kondensator, eine Art „verpol“-Schutz, Schottky-Dioden zwischen beiden Netzteilen, weitere optische Maßnahmen um zwei Netzteile als einheitlichen Block zu betreiben, aber auch im Bedarfsfall einzeln.

So nach und nach fügte sich alles wieder zusammen


Fertig sieht die Ladelösung so aus:


Zwei 2000 Watt Netzteile mit je einem Schuko-Kabel, welches an den Ladenschluss der Zero geht. Dazu der Typ 2 Stecker mit dem dreifach Verteiler, wo beide Netzteile sowie der OnBoard-Lader der Zero angeschlossen werden. Diese Kombi kann an „fast“ allen öffentlichen Ladesäulen angeschlossen werden.

Mein erster erfolgreicher Ladevorgang 

Hier beim dritten Bild der „verpol-Schutz“ als blaue LED zu sehen. Schließe ich den Schuko-Stecker falsch rum an, glimmt die LED, was letztlich bedeutet die Phase hängt nicht direkt an der Phase. Ist kein MUSS, aber so habe ich länger Freude am Lader und der Zero. 

Zur wirtschaftlichen Seite, ich hatte seltsamerweise Glück mit der Zollabfertigung der bestellten Teile. Somit kam ich ohne Arbeitszeit und Verpflegung auf nicht einmal 500 Euro. Aber die Erfahrung und jemanden auf diese Art und Weise kennen lernen zu dürfen, sind für mich unbezahlbar. 
Ich gebe offen und ehrlich zu, selbst nach meinem fertigen Schnell Lader „Umbau“, lese ich mir immer noch die Mails von Thomas durch, damit ich ansatzweise verstehe, was wir da getan haben. Und so langsam wird ein „Schuh“ daraus für mich 
 
Natürlich wird das nicht mein letzter Umbau sein, da habe ich mir viele Inspirationen (Ladewürfel mit anderen Lademöglichkeiten, stärkere Netzteile, weitere Absicherungen an der Zero usw.) holen dürfen. Ich frage mich nur, wann und wie ich diese zukünftig umsetzen werde ;-)

In diesem Sinne, vielen Dank an Alle und viele Grüße
Josef
Sonntag, 5. Februar 2023
Typ2 Schnellladung an meiner Zero
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