Interessengemeinschaft zur Förderung der Elektromobilität im Unterallgäu
 
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elektrisch ans Nordkap
 
 
8983 km mit dem Tesla in 14 Tagen:
4 Tage  hoch  -  4 Länder  -  10 Tage zurück  - 17,1 kWh pro 100 km

Das IFEU-Mitglied Walter Fehle erfüllte sich den Traum eines jeden Norwegentouristen und das auch noch rein elektrisch:
Eine Fahrt ans Nordkap. Hier sein Erfahrungsbericht der Tour.

Nach einem Urlaub im Jahr 2015 mit dem Wohnmobil in Norwegen, war der Virus „Norwegen“ übergesprungen: Die nordischen Länder stellen mit ihrer weitläufigen Natur ein perfektes Urlaubsland dar, das es verdient nicht nur einmal besucht zu werden. Was einerseits ein Vorteil ist, die enorme Weite dieser Region, kann sich andererseits auch zum Nachteil erwachsen, wenn man sich vornimmt, eine Reise dorthin rein-elektrisch zu unternehmen: Man benötigt schon etwas mehr Zeit dazu und eine Planung der Reiseroute ist eine unabdingbare Voraussetzung für einen reibungslosen Ablauf, um dort nicht irgendwo im Nirgendwo mit leerem Akku ungewollt lange pausieren zu müssen. Dennoch, der langgehegte Wunsch einmal das Nordkap mit eigenen Augen sehen zu können sollte im Jahre 2016 endlich in Erfüllung gehen.

Doch der Reihe nach: Der Beschluss war nun gefasst. Die Tour musste nur noch genau geplant sein, der eigentliche Plan war, vereinfacht formuliert:
Schnell rauf, gemütlich wieder zurück!.
Die Schnittmenge aller Interessen und Vorlieben in der Familie, verbunden mit der ausgearbeiteten Route mit ausreichend Ladesäulen im richtigen Abstand, führte bald zu verschiedenen Ansichten innerhalb der Familie: Die Ehefrau fuhr nicht mit, dem Sohn war die Autofahrt schlichtweg zu lange. Für mich stand der Entschluss fest und auch meine Tochter meinte: „Ich will da auch hin!“

Das Fahrzeug, ein Tesla Model S, jedoch mit „nur“ 60kWh Akku, Baujahr 11/2013 mit 105.000 km und 11kW Charger bot Platz genug für 2 Personen incl. Zubehör das u.a. auch aus einem Gaskocher und Vorräten bestand. Dieses Fahrzeug besitzt ja 2 Kofferräume, einen im Heck und einen weiteren in der Front des PKWs, dort wo andere Hersteller den Motor verbaut haben.
Die Ladesäulenkarte von Tesla zeigte durch Norwegen, wie an einer Perlenschnur aufgereiht, ein Netz von Superchargern, das sich bis nach fast ganz oben zum Nordkap erstreckte, trotz der abgeschiedenen Lage über 500km nördlich des Polarkreises. Einen kleinen Wehrmutstropfen gab es damals dennoch, denn die nördlichsten beiden Supercharger waren damals noch nicht in Betrieb, sondern erst in Planung. Die letzte Tesla-Lademöglichkeit stand in Setermoen. Man musste sich von dort also für die letzten 650 km bis zum Ziel Nordkap mit konventionellen Lademöglichkeiten Typ2 behelfen. Wir führten zur Rückreise einen klobigen CHAdeMO Adapter mit; später baute ich eine IFEU 22kW LadeBox, um an jeder Steckdose, egal ob 230V, Camping oder Drehstrom unser Fahrzeug aufladen zu können. Einzig das ohne PE-Kontakt (Erdung) auskommende elektrische IT-Netz in Norwegen, im Vergleich zum L1,L2,L3 PEN (mit Nulleiter und Erdung) TN-C-S-Netz in Deutschland führen bei einer Ladung manchmal zum Problem, daß ein fehlende Erdung „erkannt wird“ und das Fahrzeug nicht geladen werden kann, da „es nicht wissen kann“, wo der Fehler liegt und lieber mal vorsorglich abschaltet.
Zusätzlich noch bei zwei Anbietern Gronn und Fortrum angemeldet, damit uns dort an den öffentlichen Ladepunkten nicht der Zugang zu elektrischer Energie verwehrt blieb. Der Rest lief über GoingElectric und Plugshare.

Etappe 1: Immer nach Norden
Für die Fahrt zum Nordkap hoch nutzten wir vorwiegend Autobahnen und machten so richtig Strecke. Es wurde recht zügig gefahren und man hangelte sich von einem Supercharger zum nächsten, was mit dem Tripkalkulator von Tesla ganz gut klappte. Die Taktik, mit nahezu leerem Akku am Supercharger anzukommen, um so möglichst schnell laden zu können, ging perfekt auf und so waren die ersten 1280 km bis zur Fähre in Dänemark an einem Tag locker zu schaffen. Die Überfahrt führte nachts von Frederikshavn nach Göteborg und am morgen des zweiten Tages ging es weitere 980 km, nach Grong, das liegt etwa auf Höhe des Blåfjella Nationalparks. Die Durchfahrt durch das Nordland-Tor (die Holzskulptur stellt ein Nordlicht dar) am Morgen des dritten Tages war uns ein Foto wert. Danach ging es zügig weiter immer nach Norden an Mo i Rana und Narvik vorbei, wir passierten den Polarkreis und schafften die 1040 km bis nördlichdes norwegisch-schwedisch-finnischen Grenzgebiets bis Sørkjosen.

Jetzt galt es vom gut ausgebauten Supercharger-Netz Abschied zu nehmen, was sich deutlich in unserer letzten Etappe von 400 km zum Nordkap nieder-schlug. Die Anzahl der Fjorde und die dadurch notwendig geworde-nen Fährüberfahrten trugen jedoch ebenfalls zum eher gemächlichen Vorankommen bei. Doch dann lag nach 3700 km bei 71° 10′ 21″ nördlicher Breite, nur rund 2100 Kilometer vom Nordpol entfernt, der nördlichste Punkt der E69 vor uns und auch wir knipsten zum Beweis, daß wir wirklich hier waren, das Symbol dieses Plateaus auf der Insel Magerøya mit uns davor.
Mit dem Wetter hatten wir mehr als nur Glück, denn bislang waren wir von nordisch nebligen oder nieselregnerischen Tagen verschont worden, was hier in der Gegend eher selten ist.

Etappe 2: Die Fahrt zurück über die Lofoten
Für die Route nach Süden hatten wir uns für die weniger gut ausgebauten 
Strassen, mit den touristischen Zielen an der Westküste entlang, entschieden.
Wir erreichten Tomsø und genossen den atemberaubenden Blick über die Stadt mit ihrer imposanten Brücke und der weissen Eismeerkathedrale im Westteil der Stadt.
Die Fahrt durch die zahlreichen dunklen, oft nur einspurigen Tunnels war ebenso spannend wie nervenaufreibend, denn bei Gegenverkehr setzt der schwächere Verkehrsteilnehmer zurück in der Hoffnung, daß nach ihm folgende Fahrzeuge das ebenfalls rechtzeitig bemerken.
Die touristischen Sehenswürdigkeiten lagen ebenfalls wie an einer langen Perlenschnur aufgereiht auf unserer Strecke, oftmals mit modern designten Stegen zu den eigentlichen malerischen Aussichtspunkten ausgestattet und, wie immer in Norwegen, mit unglaublicher  
Weite gratis dazu. Wir übernachteten entlang der gesamten Strecke überwiegend in Hütten auf Campingplätzen; zum Essen wurde dann der Camping Kocher ausgepackt und an den idyllischsten Rastplätzen Nordeuropas eine Pause eingelegt.

In Norwegen sind übrigens sämtliche Straßen für E-Autos bei vorhandenem Autopass-Chip mautfrei, ebenso alle kleinen Fähren, ausgenommen der Sommerfähren und der des Hochseefährbetriebs.
Ein Besuch des berühmten Saltstraumens stand ebenso auf dem Programm, wie die Fahrt über den Trollstiegen mit 11 Haarnadelkurven hinauf bis auf 850Meter über Meereshöhe. Ein weiteres Zwischenziel war der Geiranger-Fjord und das Aurlandsfjellet, das wir entgegen der Untertunnelung der E16 durch den Lærdalstunnel mit 24,5 km Länge, gänzlich oberirdisch durchquerten.

Die Fahrt durch das karge felsige Land zwischen dem Jotunheimen und dem Hallingskarvet Nationalpark und der Blick über den Aurlandsfjord waren unsmehr wert, als den längsten Tunnel der Welt einmal durchfahren zu haben.
Zurück nach Mitteleuropa ging es dann via Fähre von Kristiansand, aber nicht bevor wir uns noch gebührend verabschiedet hatten von Norwegens beeindruckender Landschaft: „Danke Elch!“
Wir kommen im Jahr 2018 wieder, das steht jetzt schon fest, um eine Nordlicht-Tour nach Tromsø zu absolvieren. Natürlich wieder, wie es sich gehört, rein-elektrisch!
Sei es nur deswegen, weil wir nicht einen Elch durch lautes Motorenröhren im angrenzenden Wald erschrecken wollen, denn die Schafe Norwegens fühlten sich durch unser E-Auto auch nicht gestört, sie blieben generell ganz gelassen auf der Straße stehen oder aber liegen; nur bei Krach machenden PKWs zogen sie meist genervt ab.
Vielleicht auch deshalb, weil sie nicht deren Abgase einatmen wollten.
In den 14 Tagen, die wir unterwegs waren, fuhren wir insgesamt 8983 km und verbrauchten dabei 1535 kWh elektrische Energie, was einem Durchschnitts-Verbrauch von knapp 17,1 kWh auf 100 km entspricht. Das Laden klappte meist problemlos, ein externes Ladegerät für 230V wäre jedoch sinnvoll.
Gestiegen ist unser Respekt vor allen E-Mobilisten, die keinen Tesla haben und dennoch auf Langstrecke gehen.
Lesenswert ist auch noch das hier: https://m.facebook.com/teslainmotion/


Walter Fehle    wfehle@googlemail.com   weitere Reiseberichte tff-forum.de62F29B15-1890-4AF8-8A94-2060A929A332.html../Link.html../Link.htmlhttps://m.facebook.com/teslainmotion/mailto:wfehle@googlemail.comhttp://www.tff-forum.deshapeimage_2_link_0shapeimage_2_link_1shapeimage_2_link_2shapeimage_2_link_3shapeimage_2_link_4shapeimage_2_link_5
Freitag, 12. August 2016
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