Interessengemeinschaft zur Förderung der Elektromobilität im Unterallgäu
 
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„Jetzt red I“ in Ottobeuren
 
„Jetzt red I“ kennt man aus dem Bayerischen Fernsehen schon seit Jahrzehnten. Es gibt dazu den Ableger „Jetzt red I - Europa“. Und der kam am 25. November 2015 live vom Ottobeurer Ortsteil Schachen.
 
Die Sendung läuft monatlich mittwochs um 20.15 Uhr, im Wechsel mit anderen Bürgersendungen im Bayerischen Fernsehen.
Die 45-minütige Sendung gibt sich zwar spontan („Hier hat sich noch jemand gemeldet.“) und wird auch tatsächlich live mit kurzer Zeitverzögerung übertragen, die Fragesteller und die Themen sind jedoch schon vorher bis ins Detail abgestimmt. Die Themen wurden denn auch schon auf der BR-eigenen Website angekündigt.
 
Moderator Tilmann Schöberl begrüßt das Publikum aus der „Event-Location“, einem „umgebauten Bauernhof“.] „Sieht ein bisserl aus wie ein Museum“. Jetzt red I – Europa; heute, hier aus dem Allgäu.
Nach dem Beitrag von Otto Wanner „Terrorgefahr und Asylbewerber“, Andreas Blank „zur fragwürdigen Wiederzulassung von Glyphosat“ war gerade noch ein wenig Sendezeit übrig für Thomas Scharpf aus Rammingen, Vorsitzender der IFEU, zur kläglichen Förderung der Elektromobilität in Deutschland und der „Anregung nach einer Förderung bei Kauf eines E-Autos“.
 
Hier das Video => Link, das die Geburt der Kaufprämie für E-Autos dokumentiert, welches dank des Einsatzes und den Kontakten von Hr. Dr. Theo Waigel zu Berlin und mit Unterstützung von Fr. Margarete Bause dann auch im April 2016 von der Bundesregierung beschlossen wurde.
 
 
Um die inhaltliche Tiefe deutlich zu machen, wurde der Text transkribiert (vielen Dank an Helmut Scharpf, der auch die Idee hatte dieses Thema bei der Sendung vorzustellen). Die Zitate sind an wenigen Stellen sprachlich leicht geglättet, Anmerkungen in eckigen Klammern dienen dem besseren Verständnis der Fragerunde mit Dr. Theo Waigel und Margarete Bause.
 
Schöberl: So, wer möchte weitermachen hier im Schachen? Bitteschön! Kommen wir zu dem jungen Mann. Also, was haben Sie für ein Thema?
Scharpf: Mein Name ist Thomas Scharpf. Ich komme von der IFEU, schreibt sich wie Efeu – nur mit „I“. Es ist die „Interessensgemeinschaft zur Förderung der Elektromobilität im Unterallgäu“.
Schöberl: Fahren Sie denn auch ein Elektroauto?
Scharpf: Natürlich, seit vier Jahren. Und ich bin noch nie stehengeblieben!
Schöberl: Auch im Allgäu, trotz eine strengen Winters, wenn Sie längere Strecken überbrücken müssen oder geht’s da nur 20, 30 Kilometer einmal um den Block rum?
Scharpf: Also, ich denke, wir gehören alle zur Gattung „Homo sapiens“, wir können alle rechnen, wie weit man mit einem Auto kommt. Und ich glaube, dass hier im Ort auch noch niemand mit einem leeren Tank stehengeblieben ist.
Schöberl: Was man dazu sagen muss: Hier in Ottobeuren gibt es schon tolle Initiativen, da gibt es Stromsteckdosen vor dem Rathaus, für Fahrräder, aber auch für Autos. Sie sagen also: „Ich hab' das für mich entdeckt, ich bin von dem ökologischen Benefit, von den Vorteilen, überzeugt.“ Was würden Sie sich von der Politik wünschen?
Scharpf: Also, es gibt in Ottobeuren dieses Carsharing-Modell, das ist jetzt leider mit einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor gestartet worden, weil die Förderung, die das Bundeswirtschaftsministerium vorsieht, einfach keine Förderung für Fahrzeuge vorsieht, die nur geleast werden. Das ist schade – da geht die Förderung eigentlich einen falschen Weg. Was wir hier im Unterallgäu brauchen, da hätte ich vielleicht die Frage an Herrn Dr. Waigel: Was würden Sie tun und anders machen als Ihr Nachfolger? Der sagt nämlich: Eine Förderung von Elektrofahrzeugen gibt es mit ihm nicht. Ich wäre aber für so etwas wie eine Abwrackprämie, wo man sagt: Na ja, ein Fahrzeug kostet 20.000 €, davon sind 3.200 € Mehrwertsteuer. Warum gibt Vater Staat von diesen 3.200 € nicht 3.000 her und hat immer noch ein Geschäft gemacht?
Schöberl: Lassen wir Theo Waigel gleich antworten. Herr Waigel, wir machen Sie jetzt nochmal fünf Jahre zum Finanzminister. Damit Sie noch ein bisserl was machen können, dass Ihnen nicht langweilig wird – zu Hause bei der Irene. Würden Sie dann wirklich auch das Geld auspacken, würden Sie sagen: „Wir müssen das als Zukunftsinvestition sehen? Wir müssen da wirklich ein paar Milliarden in die Hand nehmen und Menschen unterstützen, die sich ein Elektroauto oder -fahrrad kaufen wollen, ein Mofa oder was auch immer?“
Waigel: Also, erstens kann ich Ihre Behauptung nicht hinnehmen, dass mir's bei der Irene langweilig wird. Wir haben nämlich morgen unseren Hochzeitstag und wenn ich Ihnen da nicht widersprochen hätte, dann könnte ich heute nicht ohne weiteres heimkommen.
Schöberl: Ich weiß, dass sie ein Traumpaar sind. Sagen Sie schöne Grüße und gratulieren Sie morgen auch zum Hochzeitstag!
Waigel: Aber, ich bin auch befangen. Weil mir meine Frau gesagt hat: „Du, das nächste Auto, das wir kaufen, wird ein Elektroauto sein.“ Und in der Tat halte ich das für richtig. Und ich glaube, dass wir in Deutschland zu wenig dafür tun. Ich habe mir mal angesehen, was andere Länder tun. Da wird in Großbritannien mehr getan, auch in ein paar anderen Ländern. Wir haben schließlich in den 80er Jahren mit der steuerlich stärkeren Förderung des Katalysators – ich meine – einen ganz wichtigen Beitrag zur Umwelt geleistet und bei Elektrofahrzeugen weiß man, dass ihr Nutzungsgrad [Wirkungsgrad] wesentlich höher ist als der anderer Motoren. Und es fehlt noch an der Infrastruktur. Da sind andere Länder – ich habe das vor ein paar Jahren einmal in Israel studiert – schon etwas weiter. Da muss auch die Forschung bei uns noch weitergehen. Das große Ziel, das postuliert worden ist, dass in den nächsten Jahren Millionen auf dem Markt sind, das wird nur mit einer stärkeren Förderung als jetzt zu erreichen sein. 10 Jahre KFZ-Steuer-Befreiung, das ist zu wenig, das sind pro Jahr im Durchschnitt etwa 1.000 Euro, damit werden wir's nicht schaffen. Ich halte eine stärkere Förderung entweder steuerrechtlich oder über eine Art Abwrackprämie oder wie wir es beim Katalysator gemacht haben, für notwendig.
Schöberl: Ich weiß, dass Theo Waigel nicht mehr Finanzminister sein möchte, weil er's zuhause viel schöner hat. Das ist auch wichtig und richtig so. Grüßen Sie morgen am Hochzeitstag. Aber trotzdem noch die Frage an die bayerischen Grünen: Macht es Sinn, Elektroauto-Fahrer wir ihn hier zu unterstützen? Auch mit anderen Maßnahmen. In München wird darüber nachgedacht, dass die vielleicht einen eigenen Parkplatz bekommen oder kostenlos parken dürfen in der Innenstadt, dass die vielleicht auf der Bus- oder Taxispur einfahren dürfen. Wäre so etwas sinnvoll? Wie sehen Sie das?
Bause: Also, in Norwegen wird das gemacht. Wir haben uns das vor einigen Monaten in Norwegen angeschaut. Norwegen hat mit die höchste Tesla-Dichte aller europäischen Länder. Es muss ja nicht gleich ein Tesla sein, es gibt auch billigere Elektroautos, aber natürlich: Es geht nicht nur über Abwrackprämien – ich fand schon die letzte nicht gut – aber ich glaube, dass man natürlich einerseits steuerlich fördern muss. Im Sinne von: Je geringer der CO2-Ausstoß, desto geringer die Steuer. Und dass man zum anderen solche zusätzlichen Maßnahmen wie Parkplätze, wie Busfahrspuren – warum nicht? Ich glaube, man müsste da kreativer sein als bisher.
Waigel [unterbricht]: Aber mit Überprüfung in Echtzeit und nicht nur in …
Bause: Aber ich will noch einen Punkt sagen: Elektromobilität ist ja nicht per se umweltfreundlicher. Wenn der Strom, der in den Autos ist, umweltschädlich mit Kohle oder mit Atom hergestellt wird. Das heißt, dass Elektromobilität und Energiewende zusammengehören. Deswegen müssen wir beides machen: Wir müssen sauberen Strom haben, damit wir dann mit diesem sauberen Strom auch sauberer fahren können und Elektromobilität ist auch nicht nur Auto. Es gibt auch viele Züge, die noch der Elektrifizierung harren, insbesondere auch ins Allgäu. E-Bikes sind ja groß in Mode. Man darf nicht unterschätzen, dass immer mehr ältere Menschen aufs E-Bike umsteigen und sich dadurch auch die Wege verlängern, die sie mit dem E-Bike fahren. Es muss ein Gesamtmodell werden. Was uns vor zwei Jahren mal als Offensive verkauft wurde, das hat nicht stattgefunden. Ich glaube, in diesem Kontext, mit sauberem Strom und durch klimafreundlich gestaltete Verkehrspolitik, das ist eine große Aufgabe und da sind wir dabei.
Schöberl [zu Scharpf]: Auf jeden Fall offene Türen eingerannt, auch bei den bayerischen Grünen. Weniger Veggie-Day und mehr Electro-Drive, um im Englischen zu bleiben…
 
Moderation: Tilmann Schöberl
 
 
 
Link zum kompletten Inhalt im virtuellen Museum der Stadt Ottobeuren unter: https://www.ottobeuren-macht-geschichte.de/items/show/475
 
 
Helmut Scharpf / Thomas Scharpf                              Photos: Helmut Scharpf
 
Mittwoch, 25. November 2015
die Kaufprämie für E-Autos,
wie alles begann…
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