Interessengemeinschaft zur Förderung der Elektromobilität im Unterallgäu
 
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Ein Jahr „unter Strom“
 
Jeder kennt das: Man setzt sich ins Auto, um mal kurz irgendwo hin zu fahren. Sei es zum Einkaufen, zur Arbeit, zum Sport oder in der Freizeit - man ist auf ein Fahrzeug angewiesen, um sich dieses kleine Stückchen Freiheit zu gönnen.
Jeder kennt jenes aber auch: Man empfindet den Preis für diese lieb gewonnene Mobilität spätestens beim zwangsläufig anstehenden Besuch an der Tankstelle für etwas zu hoch.
 
Unzählige Stammtischdiskussionen mit immer gleichem Resultat mögen darüber schon geführt worden sein, tausende Stunden bester TV-Sendezeit wurden mit Reportagen über die zu hohen Benzinpreise gefüllt, ohne dass sich dadurch der Spritpreis nur ansatzweise geändert hätte ... und ich fuhr im 21. Jahrhundert immer noch ein Kraftfahrzeug mit Verbrennungsmotor?!
An diesem Zustand wollte ich etwas ändern!
Welche Hürden dabei zu überwinden waren und andererseits welch unerwartete zielführende Leichtigkeit sich letztendlich dabei offenbarte, davon möchte ich hier und heute berichten.
 
Die Geschichte fand Ihren Anfang im Herbst 2009. Da fest stand, dass irgendwann im Laufe der kommenden zwei bis drei Jahre ein neues Fahrzeug angeschafft werden sollte, begann ich mich über - wie es so schön heißt - "automobile Alternativen zum klassischen Verbrennungsmotor" zu informieren.
Etwa 35 Anrufe bei diversen Autohändlern und -herstellern später setzte bei mir eine Art Ernüchterung ein, welche hervorgerufen wurde von der unisonen Auskunft eines jeden Autokonzerns, gleich welcher Marke: "Herzlichen Dank für Ihre Anfrage... Wir bedauern es sehr, Ihnen derzeit noch nicht ein serienreifes Produkt offerieren zu können, jedoch forschen wir bereits daran und es wird sich sicherlich in Zukunft eine Menge auf diesem Sektor bewegen".
Aha! Nun gut, dann werde ich noch etwas Geduld üben müssen, um mich evtl. im kommenden Jahr erneut mit der Frage nach einem rein elektrisch betriebenen Kraftfahrzeug an sämtliche Automobilhersteller der Welt zu wenden. In der Zwischenzeit entgeht mir kaum ein Artikel über Elektrofahrzeuge in den Printmedien, kaum eine Reportage im TV und ab und an schmökere ich den einen oder anderen Artikel im Internet oder Bericht einiger Leidensgenossen in den damals noch nicht so zahlreichen Foren rund um die Elektromobile Zukunft, jedoch sind die Erkenntnisse, welche daraus zu ziehen sind, eher deprimierend. Entweder wird "daran geforscht...", naja das kennen wir ja schon... oder es werden Prototypen vorgestellt, deren Serienproduktion überhaupt nicht vorgesehen ist... und, fast hätte ich es vergessen, daneben existiert tatsächlich bereits seit über 4,5 Jahren !!! ein mit über 100.000 Euro Kaufpreis doch etwas überteuerter zweisitziger Sportwagen eines kleinen amerikanischen Fahrzeugherstellers, der Tesla Roadster aus dem März 2008. Die etablierten Automobilhersteller hingegen überschlagen sich dagegen noch immer in Beteuerungen, dass sich ein elektrisch betriebenes Fahrzeug nie durchsetzen wird, da der Akku nicht lange halten wird. Im Mai 2011 erreichte zwar nach Angaben von Tesla ein Besitzer mit seinem Tesla Roadster die 100.000 km Marke und ein Jahr später ein anderer die magische Grenze von 200.000 km, was meiner Meinung nach ein klares Indiz für eine durchaus „ausreichende Akku-Haltbarkeit“ angesehen werden kann. Aber ein Fahrzeug in sechsstelliger Preisklasse war‘s mir schlichtweg nicht wert. Die Angebote auf dem Markt, welche preislich vergleichbar mit konventionellen„Benzinern“ oder „Diesel-PKW“ waren, erweckten eher den Anschein als Bausatz in einem Heimwerkermarkt erworben worden zu sein.
 
Wir schreiben das Jahr 2009 und mir hingegen schwebt aber ein "ganz normaler Fünfsitzer mit ausreichend Kofferraum" zu einem adäquaten Preis vor, ohne dass ich dafür ein Auto erhalte, das eher den Anschein erweckt, es stamme aus dem Baumarkt, resp. es handle sich um ein Gefährt, welches seine Wurzeln in der Hinterhof-Werkstatt eines ehemaligen Fahrradhändlers hatte, denn davon gibt es zum stolzen Preis eines Mittelklassewagens nämlich schon eine ganze Hand voll. Allerdings, alltagstauglich sind diese Basteleien zum Zweck der Fortbewegung nur bedingt und kommen somit nicht in meine engere Wahl.
Anlässlich der internationalen Automobilausstellung 2009 werden von diversen Forschungsinstituten und Fachhochschulen bzw. Universitäten sogar Umbauten einiger existierender Modelle namhafter Automobilhersteller präsentiert, welche technologisch ausgereifter scheinen, als die schlichten "Verbrennungsmotor raus - Elektroantrieb rein"-Lösungen, die ich bislang bestaunen durfte. Nur, kaufen, Sie ahnen es schon, kaufen kann man diese Fahrzeuge natürlich noch nicht!
Konsequenterweise beschließe ich nunmehr meine Recherchen auf den asiatischen Raum auszudehnen und treffe dort auf zwei Lösungen automobiler Zukunft, die weit über den Experimentalstatus hinaus gewachsen sind. Eines dieser Fahrzeuge kommt aus dem Hause Mitsubishi, es nennt sich i-Miev und ist tatsächlich marktreif, wurde nach Herstellerangaben jedoch hauptsächlich für den innerstädtischen Einsatz konzipiert - ich jedoch wohne auf dem platten Lande und kenne keine zu kleinen Parklücken oder ausschließlich nahe Ziele unter 60 km, die ich damit zu erreichen gedenke. Das andere Gefährt wird von einem ehemaligen Akku-Hersteller in China produziert, dessen weiß-blaues Logo sehr stark an einen bayerischen Automobilkonzern erinnert und es ist zu meiner Verwunderung im Land der aufgehenden Sonne gar nicht so selten im Einsatz als Taxi anzutreffen. Insbesondere das äußere Erscheinungsbild, kombiniert mit den technischen Daten dieses PKWs, allem voran die bis dato unübertroffene Reichweite von 135 km in dieser Kategorie, den adäquaten Ausstattungsmerkmalen wie Servolenkung, ABS, etc., welche als Mindeststandard betrachtet werden dürfen, jedoch bei E-Fahrzeugen zum damaligen Zeitpunkt nicht die Regel waren, und dies alles bei einem 4-türigen Stufenheck Mittelklasse PKW mit "normaler" Größe und "normalem" Platzangebot im Innenraum, weckten meinen Wunsch mit diesen Hersteller in Kontakt zu treten. Wie sich nach wenigen Wochen zu meinem Bedauern herausstellen sollte, allerdings nicht mit dem von mir erhofften Resultat, denn es gab weder einen Generalimporteur noch Händler dieses Konzerns in Europa und selbst der Einzelimport des Fahrzeugs war auf Grund nicht EU-konformer Zertifikate von vorn herein zum Scheitern verurteilt, sodaß der Name dieses Automobilherstellers zumindest was meine Person anbelangte, alle meine Träume von einem E-Mobil platzen ließ. Es handelte sich um BYD und der Slogan, welcher hinter diesen 3 Buchstaben stand, lautet ironischerweise "BYD build your dreams".
 
Nach diesem erfolglosen Engagement im fernen Osten musste ich nun meine Taktik gänzlich ändern, um an ein E-Fahrzeug zu gelangen. Wohlgemerkt, ich wollte ein Auto kaufen, nicht geschenkt haben!
Im darauffolgenden Winter kontaktierte ich sämtliche A-Händler aller in Europa verfügbaren Automarken im ganzen süddeutschen Raum und erweiterte meine Anfrage nach einem PKW mit reinem Elektroantrieb von "ob so ein Fahrzeug käuflich zu erwerben sei" auf "wann und wie" dies zu bewerkstelligen wäre. Mir wurden anfänglich meist nur Hybridlösungen angeboten, welche in meinen Augen nicht zweckmässig erschienen, denn statt eines Elektromotors besitzt solch ein Fahrzeug vereinfacht gesagt immer noch einen klassischen Verbrennungsmotor zusätzlich zum Elektromotor, um eine entsprechende Reichweite mit dem Fahrzeug gewährleisten zu können. Die Intention meines Autokaufs bestand jedoch darin, nicht zwei Motoren statt eines spazieren zu fahren und zusätzlich endlich keinen ineffizienten Otto- oder Dieselmotor mit einem Wirkungsgrad von um die 30% mehr als Antrieb nutzen zu müssen, sondern ein rein elektrisch betriebenes Kraftfahrzeug mit einem Wirkungsgrad von über 95% zur Fortbewegung zu verwenden, welches die elektrische Energie dazu in einem Akku mit sich führt und nicht ständig mittels eines Generators erzeugt. Man könnte einwenden, dass eine solche oberflächliche Berechnung des Wirkungsgrads selbstverständlich die Erzeugung des elektrischen Stroms zur Ladung des Fahrzeug-Akkus unberücksichtigt lässt und dieser letztlich doch wieder vermutlich aus einem Kohlekraftwerk mit ähnlich ungünstiger Energiebilanz stammen könnte, jedoch erzeuge ich den Strom mittels einer Solaranlage selbst und bin daher in der Lage diesen hohen prozentualen Wert tatsächlich zu erzielen, während jeder Verbrennungsmotor energetisch betrachtet eher eine riesige Heizung auf Rädern darstellt, denn über 65% der eingesetzten Energie verpuffen bei diesem Prozess letztlich ungenützt als Abwärme.
Das mag sich jetzt vielleicht etwas sehr ökologisch angehaucht, vielleicht sogar "alternativ" anhören, manch Einer wird beim Lesen dieser Zeilen vermutlich an einen weltfremden 80er Jahre Öko-Freak mit Vollbart im selbstgestrickten Pullover denken; da muss ich Sie jedoch schwer enttäuschen, dazu zählen mich sämtliche Personen, welche mich kennen, nicht im geringsten :-)
Entschuldigen Sie, ich schweife ab. Zurück zur Suche nach einem elektrisch betriebenen PKW, einem sogenannten Voll-Stromer, der sich rein elektrisch und ohne zusätzliche Primärenergie, wie fossile Brennstoffe oder Wasserstoff, fortbewegt.
 
Es ist mittlerweile wieder Frühling geworden, wir schreiben das Jahr 2010 und außer dem Angebot eines bayerischen Autoherstellers zur Teilnahme an einem längerfristigen Testprogramm zur Elektromobilität bin ich, was den Erwerb eines Automobils angeht, noch keinen Schritt weiter, als ein halbes Jahr zuvor. Falls Sie sich fragen, ob ich an dem Testprogramm letztlich partizipierte, so muss ich Sie mit der ernüchternden Botschaft des betreffenden Konzerns konfrontieren, dass dieser Feldversuch nur in der bayerischen Landeshauptstadt angeboten würde - bekanntlich wohne ich auf dem platten Lande, aber das hatten wir ja schon. Also nix los mit der Fahrt im E-Mini. Macht nichts, denn erstens suchte ich keinen Kleinwagen und zweitens wollte ich ein Fahrzeug kaufen, nicht testen und dann wieder abgeben müssen. Dennoch malträtierte ich so manchen Mitarbeiter des Kundenservice-Zentrums renitent mit meinen Fragen nach dem Zeitpunkt der Markteinführung eines Mittelklasse Elektrofahrzeugs. Hier die Resultate der immer sehr freundlichen Antworten, alphabetisch nach den betreffenden Automarken meiner Wahl alphabetisch geordnet:
Audi: "... eine Markteinführung ist für 2013 geplant, es existieren Vorserienfahrzeuge..."
BMW: "... es läuft ein großangelegter Versuch zur Elektromobilität... dürfen wir Sie auf dem Laufenden halten?"
Citroen: "... es laufen Forschungen hierzu, ein Fahrzeug mit diesem Antriebskonzept steht noch nicht zur Verfügung..."
Fiat: "... können Ihnen alternative Antriebskonzepte wie Gas anbieten... kein Elektro..."
Ford: "... wir engagieren uns sehr im Bereich der ... forschen an der Effizienzsteigerung unserer Motoren... kein Elektro..."
Honda: "... derzeit im Erprobungsstadium... voraussichtlich 2013..."
Mazda: "... Konzept-Cars werden auf der diesjährigen IAA präsentiert... kein reiner Elektroantrieb..."
Mercedes: "... sind die kundenseitigen Anforderungen in Bezug auf die Reichweite nicht mit den hohen Qualitätsansprüchen an unsere Produkte vereinbar..."
Mitsubishi: "... in Europa voraussichtlich Mitte dieses Jahres... iMiev"
Nissan: "...  ab dem Jahr 2014"
Opel: "... wird voraussichtlich Ende dieses Jahres verfügbar sein"
Peugeot: "... derzeit haben wir keine derartigen Fahrzeuge in ... die Entwicklungen hierzu laufen noch..."
Renault: "... ab Mitte 2011... können Sie gerne in die Interessentenliste aufnehmen..."
Seat:"... die Entwicklungen sind noch nicht gänzlich abgeschlossen... kein Termin absehbar"
Toyota: "... setzen auf die Hybridtechnologie... kein reiner Elektroantrieb geplant"
Volvo: "... ab 2012 geplant..."
VW: "... noch im Entwicklungsstadium, für 2012 und die kommenden Jahre Neuigkeiten..."
 
Das klang sehr nüchtern. Von den wenigsten Automobilherstellern wurde ich wie oft versprochen auf dem Laufenden gehalten oder informiert, was die reine Elektromobilität anbelangt. Dafür erhielt ich nun in lockerer Folge Post, sobald ein neues Fahrzeug von dem einen oder anderen Autohersteller auf den Markt kam; jedoch sämtlich mit Verbrennungsmotoren bestückt.
 
Für mich war klar: Lediglich Mitsubishi, Opel, Renault und Volvo schienen wirklich überhaupt an diesem Konzept zu arbeiten, also beschränkte ich meine Kontakte auf diese 4 Hersteller, vor allem deswegen, weil mir dort zeitnahe Termine zum Serienstart von Elektrofahrzeugen genannt wurden.
Des öfteren wurden mir eher allgemeine Floskeln über die Position des Unternehmens oder gar die führende Rolle des einen oder anderen Konzerns bei der Entwicklung der Elektromobilität mitgeteilt, im Nachhinein betrachtet kommt mir das eher als verzweifelte Suche nach einer Ausrede vor, die Aussage scheuend, dass man noch überhaupt nichts in dieser Richtung unternommen hatte. Es wurde immer nur der "Automobile Standort Deutschland" hervorgehoben, an welchem ich so langsam zu zweifeln begann.
Vor allem, als sich der als Elektrofahrzeug angekündigte Ampera von Opel dann tatsächlich doch als Hybrid-Fahrzeug herausstellte und knapp darauf in den USA der technisch baugleiche Volt vom Mutterkonzern vorgestellt wurde. Damit lagen noch 3 Automobilkonzerne in meiner engeren Wahl, auch wenn kein einziger ein Vorführfahrzeug präsentieren konnte.
Während der kommenden 12 Monate fragte ich wieder und wieder telefonisch oder schriftlich bei einigen Herstellern nach, wobei sich die mir im Frühjahr 2010 genannten Termine bezüglich einer Markteinführung immer weiter nach hinten verschoben. und mittlerweile stand bereits das Jahr 2011 auf dem Kalenderblatt zu lesen.
 
Als mir ein Hersteller im Frühjahr 2011 dann am Telefon sehr stolz den Verkaufsstart seines Fahrzeugs für das kommende Frühjahr 2012 ankündigte und ich der freundlichen Dame am anderen Ende der Leitung entgegnete, dass ich die identische Aussage bereits vor über 12 Monaten für das Frühjahr 2011, also für jetzt, erhalten hatte, bemerkte ich die plötzliche Unsicherheit bei meiner Gesprächspartnerin...  im weiteren Verlauf des Telefonats wurde mir angeboten, dass man mich von der Konzernzentrale aus nochmals kontaktieren könne, um mir detailliertere Auskünfte zukommen zu lassen.
In der Zwischenzeit absolvierte ich eine Probefahrt im einzig verfügbaren serienreifen reinen Elektrofahrzeug in Europa, dem i-MiEV von Mitsubishi. Unglücklicherweise wurde der Eindruck bestätigt, dass dieser PKW eher für den innerstädtischen Verkehr konzipiert worden war, obwohl die Reichweite deutlich auf nunmehr 125 km gesteigert worden war.
 
Es verblieben noch 2 Hersteller in meiner Wahl, als sich eines Tages im Juni 2011 eine Mitarbeiterin aus der Kölner Konzernzentrale von Renault Deutschland bei mir meldete, um mir zu meinem Erstaunen zu verkünden, dass mir anlässlich der IAA 2011 in Frankfurt Gelegenheit gegeben werden würde ein Elektrofahrzeug aus Ihrem Hause kennen zu lernen und Probe zu fahren und sie mir zu diesem Zwecke gerne eine Einladung zu dieser Automobil-Messe zusenden würde. Vielleicht reagierte ich auf diesen nett gemeinten Vorschlag etwas zu direkt, indem ich mich zwar bedankte, jedoch anmerkte: "ich würde gerne so ein Fahrzeug käuflich erwerben und nicht nur Probe fahren, denn seit mittlerweile fast eineinhalb Jahren versuche ich ein reines Elektrofahrzeug zu erwerben, werde aber immer wieder vertröstet... falls Sie also einen rein elektrisch betriebenen Mittelklassewagen zu verkaufen haben, dann setzen Sie mich bitte ganz oben auf Ihre Kundenliste", aber im Nachhinein betrachtet, war diese meine Antwort vermutlich doch korrekt, wenngleich ihr Vorschlag die von meinem Gegenüber erhoffte Reaktion bei mir nicht auszulösen vermochte, nämlich Freude über eine Freikarte zur IAA. Dazu später mehr.
Ich schlug also die Einladung zur IAA aus, verbunden mit den Ratschlägen vieler meiner automobilverrückten Freunde, einen Fehler gemacht und besser die Freikarte angenommen und Ihnen geschenkt zu haben. Einer vertrat seinen Standpunkt: "Bei dir ist es doch vollkommen egal, was du für ein Auto fährst, bei den nicht einmal 8000 km im Jahr sind die Spritkosten doch unerheblich im Vergleich zum Preis für einen Neuwagen", was zwar vollkommen richtig, allerdings nicht logisch zu Ende gedacht war. Andere meinten nur lakonisch, was ich denn machen würde bei einem Elektrofahrzeug, wenn die Batterie leer wäre. Denen stellte ich dann immer die Gegenfrage, was sie den machen würden, wenn der Tank leer wäre... Kann denn wirklich ein von sich selbst behauptender "intelligenter" Homo Sapiens nicht vor Antritt seiner Fahrt einschätzen, ob der Tank resp. die Batterie noch voll genug ist, um zum Ziel zu gelangen?
Überhaupt entpuppten sich so manche Bekannte als ausserordentlich elektrofeindlich eingestellte Personen und andere wiederum als enorm begeisterungsfähige Gesprächspartner, nachdem ich von meiner fast zweijährigen und bis dato erfolglosen Suche nach einem alltagstauglichen Elektrofahrzeug berichtet hatte. Kaum jemand stand der Thematik neutral oder altruistisch gleichgültig gegenüber und erst recht schien niemand so pragmatisch eingestellt zu sein wie ich selbst, was mir etwas eigenartig vorkam.
Bevor sich meine Zweifel an meiner Entscheidung nicht wieder ein spritschluckendes Fahrzeug anzuschaffen derart manifestieren konnten, dass ich von dem Vorhaben mangels Erfolgsaussichten abließ, rief mich der ansässige Händler dieser Automarke an und fragte ungläubig: "Sag mal, hast du mit Renault Deutschland über ein Elektrofahrzeug verhandelt?"
 
Es stellte sich heraus, daß noch vor dem offiziellen Verkaufsstart dieses Wagentyps von der Konzernzentrale Fahrzeuge der Vorserienproduktion an potentielle Interessenten abgegeben werden sollten und so kam es, dass ich wenige Wochen nach Unterzeichnung des Kaufvertrags das Elektrofahrzeug beim Händler abholen konnte. Das war im Januar 2012.
Im März 2012 wurden Vorführfahrzeuge an das Händlernetz in Deutschland ausgeliefert und deren Präsentation erfolgte kurz darauf mit einem extra Tag der offenen Tür; zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits über 1000 km mit meinem Elektro-KFZ zurückgelegt und sämtliche Bedenken, die ich zuvor selbst hatte bzw. mir von aussen herangetragen worden waren, hatten sich buchstäblich in Nichts aufgelöst:
Es handelt sich um ein vollständiges Auto, das den Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor nicht zu scheuen braucht.
 
Hier die Tatsachen für mein Statement von gerade eben:
Ich blieb noch nie mit leerer Batterie liegen und habe inzwischen 6000 km damit zurückgelegt. (Stand 2012)
Sollte dies dennoch einmal vorkommen, der Fahrzeughersteller bietet einen kostenfreien Abschlepp-Service an.
Selbst bei den arktischen -28 Grad Celsius im Februar 2012 musste kein Fahrzeuginsasse frieren.
Ich vermisse nicht im geringsten den Lärm eines dröhnenden Motors.
Die Ladezeit von 5,5 Stunden bei komplett leerer Batterie an meiner eigenen Ladesäule ist überhaupt keine Einschränkung, das ist gerade mal ein Vormittag.
Man kann auch eine teilentladene Batterie jederzeit wieder aufladen und muss nicht warten bis diese leer ist.
Es ist möglich im Internet oder per Handy den Batterieladestatus abzurufen.
Ihr Fahrzeug können Sie jederzeit z.B. bei Diebstahl tracken und deaktivieren.
Ich persönlich vermisse nicht die nach Erdöl riechenden Hände nach dem Besuch an einer Tankstelle.
Sie erreichen extrem gute Verzögerungswerte rein dadurch, dass sie komplett vom Gaspedal gehen, die Bremse an einem E-Fahrzeug wird viel seltener benötigt, als bei einem konventionellen PKW.
Dabei wird auch noch die Batterie wieder aufgeladen.
Der KFZ-Versicherer kennt den Fahrzeugtyp noch nicht und stuft sie daher extrem günstig ein.
Ein E-Fahrzeug stinkt nicht.
Sie wundern sich spätestens nach 5 Minuten Fahrt in einem Elektrofahrzeug nur noch, dass nicht mehr von diesem Fahrzeugtyp zugelassen werden.
Tatsächlich existiert eine komplette KFZ-Steuerbefreiung, trotz entgegen lautender Berichte in der lokalen Mindelheimer Zeitung.
An jeder öffentlichen Ladesäule ist das "Tanken" kostenlos.
 
... nun, bevor man sich da jetzt einen riesigen monetären Vorteil einbildet, hier noch ein paar Fakten (Stand 2012):
Falls man nicht mit Strom aus seinen Solarzellen lädt, würde eine Voll-Ladung je nach Stromtarif für den Endverbraucher zwischen 2,60 Euro und 4.- kosten.
Dies entspräche bei einem Benzinpreis von 1,70/L einem Verbrauch von 1,5 bis 2,4 Litern auf 100 Kilometer.
In Frankreich und in Dänemark existieren Batterietausch-Stationen die ein "Volltanken" innerhalb von 7 Minuten ermöglichen, lediglich in Deutschland streiten sich der Anbieter dieses Services und ein großer deutscher Energieversorger um das "Recht" diese Stationen betreiben zu dürfen!
 
Die Nachteile eines reinen Elektrofahrzeugs:
Man wird als Freak oder extrem Öko abgesehen, zumindest solange bis man alle Fakten des Fahrzeugs auf den Tisch gelegt hat.
Anschließend wird man ab und zu beneidet, was jedoch stark von der jeweiligen Person abhängig ist, die einem gegenüber steht.
Die Reichweite des Fahrzeugs beträgt derzeit nur 100 bis 150 km, je nach Fahrweise.
An Akkus mit höherer Speicherdichte wird "geforscht" - aber was das hinsichtlich einer zeitlichen Abschätzung bis zur Serienreife bedeuten kann, kennen wir ja schon.
Man sollte im Fahrzeug wirklich keine offenen Getränke in der Hand halten und "Vollgas geben", kein Scherz!
Für die Fahrt in den Urlaub mietet man sich am Besten den luxuriösesten Wagen, den es gibt von dem Sprit-Geld, welches man sich das Jahr über gespart hat. Bei 8000 km Jahreskilometern entspräche dies einer Ersparnis von ca. 800 Euro bei einem Verbrauch von 8L/100 km und 1,70 Euro je Liter Benzin. Bei einem Bekannten, welcher 35.000 km im Jahr fährt, würde diese Summe etwa 3600 Euro betragen. Damit kann man locker 4x im Jahr mit einem stattlichen Mietwagen in den Urlaub fahren.
Ein Voll-Stromer wird eigenartigerweise nicht aktiv beworben, somit kennt kaum Jemand dieses Fahrzeug.
E-Fahrzeuge werden generell in Bezug auf ihre Beschleunigungswerte sehr unterschätzt.
Ich kenne seit 12 Monaten nicht mehr den derzeit gültigen Benzinpreis an den Tankstellen.
Bei nicht komplett trockenem Fahrbahnbelag und "Kick-Down" werden Sie gnadenlos vom ASR abgeregelt.
Sie müssen die Worte "Ölwechsel", "Benzin", "Diesel", "Tankuhr", "Kupplung", "Auspuff" usw. aus Ihrem Wortschatz streichen.
Auf die Nachfrage an Ihren KFZ-Händler, wieviel Fahrzeuge dieses Typs er mittlerweile verkauft hat, müssen Sie mental mit einstelligen Ziffern bei der genannten Antwort zurecht kommen.
Sie müssen unbedingt nach kurzer Zeit die künstlichen Motorgeräusche aus dem Lautsprecher deaktivieren lassen, denn das nervt.
Sie können aber auch den Sound "Space" oder "Truck" auswählen und schon befinden Sie sich akustisch im Raumschiff Enterprise oder einem wuchtigen 40 Tonner.
Es ist unwahr, dass sie von Fußgängern oder Radfahrern nicht wahrgenommen werden, da bereits ab 35 km/h die Rollgeräusche der Reifen lauter sind als ein moderner Verbrennungsmotor niedertourig bewegt.
Die meisten Leute, die sich noch nie mit der Thematik ausführlich beschäftigt haben, konfrontieren Sie mit Vorurteilen und Halbwahrheiten, die verblüffend leicht zu entkräften sind.
Laden Sie Skeptiker zu einer Probefahrt ein und selbst Personen mit 100% Benzin im Blut geraten ins grübeln und anschließend ins Schwärmen.
Ihr Hintermann sucht vergeblich an der Ampel Ihren Auspuff...
und wenn Sie ihn verblüffen möchten, sucht er anschließend vergeblich sie einzuholen, nachdem die Ampel auf grün geschaltet hat.
 
Thomas Scharpf
 
Montag, 31. Dezember 2012
sieht aus wie ein konventioneller Motorblock,
ist aber gar kein Motor, sondern lediglich die Motorsteuerung und Laderegler. Die dicken orangen Kabel lassen keinen Zweifel aufkommen: Elektroantrieb
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