Interessengemeinschaft zur Förderung der Elektromobilität im Unterallgäu
 
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Akkutausch bei ZERO und neuer Reichweitenrekord
 
Mitte Mai erhielt ich eine E-Mail von ZERO-Motorcycles mit dem Hinweis, daß es bei den Akkus der Serie, zu welcher auch mein Motorrad zählt, zu Hinweisen gekommen wäre, die einen vorsorglichen Tausch des Akkus notwendig machen würden, um den hohen Qualitätsansprüchen der Marke gerecht zu werden.
Nun, das klingt gut, vor allem wenn man den Zusatz „für den Besitzer kostenloser Austausch“ und weiters „gegen einen leistungsstärkeren Akku getauscht wird“ lesen darf.
Dennoch konnte ich mich nicht damit anfreunden, den so pfleglich von mir behandelten Akku hergeben zu müssen. Wer weiß, ob ich nicht einen Akku erhalte, der mir letztlich vielleicht weniger Reichweite gibt? Bislang komme ich schon bis zu 190km weit mit einer Ladung von ca. 10kWh. Dann scheue ich auch den Aufwand mein Motorrad zum Händler zu bringen, um es nach 2-3 Wochen wieder zurück zu erhalten. Zuletzt sollte der neue Akku auch „eingefahren werden“. Kein Scherz! Man kann sich bei einem neuen Akku locker bis zu 80% Reichweitenreduktion einhandeln, wenn man ihn voll auflädt, nur kurze Strecken damit fährt, um ihn anschließend wieder voll zu laden. Empfohlen ist mindestens 10 Zyklen lang den Akku am Stück fast komplett leer zu fahren, um ihn dann wieder voll zu laden. Dabei sollte man den Entladestrom möglichst gering halten - also keine Ampelsprints oder kräftiges Aufziehen am Gashebel, sondern lieber ein konstantes Cruisen bei niedriger Geschwindigkeit und das 2000 bis 3000km lang!
Sehr schwierig das Kribbeln in den Fingern, mal so richtig aufzudrehen, in Schach zu halten!
 
Ich zögere über einen Monat lang und gebe mein Bike erst ab, nachdem ich eine zweite E-Mail erhalten habe, in der vom baldigen Ende der kostenlosen Austausch-Aktion die Rede ist.
 
Motorrad zum Händler fahren und nach 3 Wochen bei der Europazentrale des Herstellers anrufen, um mit der Seriennummer bewaffnet nachzufragen, wann der Akkutausch abgeschlossen wäre. Zu meiner Überraschung ist das Motorrad noch gar nicht in Belgien eingetroffen. Kurze Rückfrage beim Händler, der verspricht das jetzt zügig zu regeln.
Nach weiteren zwei Wochen nochmals Anruf in Belgien. Motrorrad ist jetzt eingetroffen und geht diese Woche noch raus. Meine Nachfrage, ob es möglich wäre den alten Akku zu erwerben, scheitert im klaren Nein des Technikers am anderen Ende der Leitung. Auch ein zweiter Versuch bei einem Verkäufer in der Europazentrale scheitert. ZERO möchte den Akku einfach nicht herausgeben und dabei hätte ich mir das 10kWh Teil gerne als Batteriespeicher in den Keller gestellt, es ist nämlich enorm kompakt mit seinen Abmaßen von nur 25 x 42 x 42 cm und besitzt mit 280 kWh je cbm eine enorm hohe Energiedichte, auch wenn von den 12,5 kWh nur 10 kWh genutzt werden können, um eine extreme Tiefentladung, sowie eine weit über 85% hinausgehende Vollladung umgehen zu können, der die einzelnen Zellen thermisch extrem unter Stress setzt.
Aber nix da. Der Akku steht nicht zum Verkauf.
Dafür aber möchte ich mein Motorrad am Montag abholen, werde aber überrascht mit einem teilweise zerlegten Bike und der Auskunft, das Display zeigt einen Fehler an und man würde mich informieren, sobald das Problem gelöst sei. Eine Woche später, der Fehler ist noch immer nicht behoben, da mein Bike wieder nach Belgien verbracht werden musste, erhalte ich zur Kompensation eine Vorführmaschine.
Nochmals einige Wochen später ist mein Motorrad - ohne Fehler - wieder da und jetzt geht es darum den Akku einzufahren. Meine erste Tour mache ich deshalb an einem Freitagnachmittag über Straßen, auf denen kaum mit Verkehr gerechnet werden muß, ich stelle nämlich mit meinen 55 km/h schon fast ein Verkehrshindernis dar. Im Laufe der weiteren Akku-Trimm-Touren steigere ich sowohl die Durchschnittsgeschwindigkeit, als auch die Fahrtstrecke Zug um Zug, bevorzuge jedoch oft die frühen Morgenstunden, weil da noch niemand unterwegs ist, der mich mit einer enormen Relativgeschwindigkeit, bei dafür geringem Abstand überholt, daß es einen fast von der Maschine reisst.
 
Am Sonntag war es dann soweit. Mittlerweile habe ich bereits 7 vollständige Zyklen gefahren, also etwa die Hälfte der von mir geplanten Einfahrzyklen hinter mich gebracht und so stand der Versuch an über Landstraßen die bayerische Hauptstadt zu erreichen und ohne Zwischenladung wieder zurück.
 
Aufgrund einer baustellenbedingten Umleitung kurz nach Germering zeigt der Akkustand exakt 50%, der Tageskilometerzähler stattliche 109,4 km an. Die Rückfahrt sollte also kein Problem darstellen.
Kurz vor Rammingen erlischt der letzte Balken meiner Akkuanzeige. Ich befinde mich unter 10% Restenergie, aber die 2 km bis zum Ziel sind locker drin, eigentlich käme ich damit 20km weit, jedoch möchte ich den Akku noch nicht so weit entladen.
 
Am Ende der Fahrt wächst in mir der sportliche Ehrgeiz die 230 km Marke mit meiner    DS ZF12.5 irgendwann einmal zu knacken.
 
Dazu sind aber nochmals 7 Zyklen notwendig, die mich jedesmal über drei Stunden Zeit kosten und nur durchgestanden werden, sofern die Sonne vom Himmel lacht, denn ich bin ausschließlich Schön-Wetter-Biker.
 
Kurz nachrechnen: 11,01 kWh auf 212,7 km = 5,17 kWh / 100 km
Der neue Akku taugt!
 
Thomas Scharpf
 
Sonntag, 14. August 2016
leerer Akku, jedoch
212,7 km am Stück mit einer Ladung von 11,01 kWh
Übersicht
aller Berichte
Nachtrag:
Das Rätsel um die so strikte Weigerung von ZERO-Motorcycles mir den alten Akku zu verkaufen scheint gelöst.
Die Akkus wurden vermutlich nur geöffnet, teilweise erneuert, um danach versiegelt zu werden, da sich die Hinweise, welche zum vorsorglichen Tausch führten, letztlich als Wassereinbrüche in den Akkublock bei längeren Regen-fahrten entpuppten. Ein Problem, welches im Heimatland der ZERO, in Californien, womöglich so nie auftritt.