Interessengemeinschaft zur Förderung der Elektromobilität im Unterallgäu
 
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Die Umweltprämie ist weder fair noch großzügig
 
Meinung zum Abgas-Skandal    www.focus.de  12.09.2017
 
Gastautorin Claudia Kemfert
Verzweifelt versucht die Auto-Industrie den Diesel zu retten. Sogar eine Kaufprämie wird den Kunden versprochen. Doch es ist Zeit, die Wahrheit zu sagen: Die Prämie ist ein schlechter Witz und der Diesel eine Technik der Vergangenheit.
Der Beitrag gibt die Meinung der Autorin wieder.
Als hätte es Auto-Krise und Diesel-Skandal nicht gegeben. Da werden neue hochmotorisierte Autos auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) zur Schau gestellt. Der Autoverband schimpft über „grün lackierte Autofeinde“ und freut sich über klimaschädliche Fahrzeuge. Da werden tapfer die internationalen Entwicklungen ausgeblendet, dass beispielsweise China das Verbot von Verbrennungsmotoren anstrebt, so wie Norwegen, Frankreich oder sogar England.
Man tut so, als sei nichts gewesen. Der Diesel sei eine „Brücken-Technologie“ die man brauche, um die Umwelt und das Klima zu schonen. Man müsse Diesel-Fahrzeuge verkaufen, um die Einnahmen in noch effizientere Fahrzeuge zu investieren. Das kommt einem irgendwie bekannt vor. Auch die Strombranche hat versucht, mit der „Brücken-Technologie“ die Kohlekraftwerke möglichst lange einsetzen zu können. Die Folgen sind bekannt: Die Branche verschläft die Zukunft und hat massive Probleme. E.on-Chef Johannes Teyssen erklärte dieses Managementversagen und die Überheblichkeit seiner Branche jüngst in einem Gastbeitrag für den „Tagesspiegel“ mit dem „trügerischen Gefühl der Unangreifbarkeit“. 
Zur Person
Claudia Kemfert ist bei Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Energiewirtschaft und Umweltökonomie.
 
Viele Argumente für den Diesel sind nicht wahr
Sogar die Mythenbildung ist die gleiche wie in der Stromwirtschaft. Hartnäckig werden auch zum Diesel-Skandal zahlreiche Mythen verbreitet, die sogar von der Kanzlerin immer wieder vorgetragen werden:
Dass wir Dieselfahrzeuge brauchen, um das Klima zu schützen, ist ein Mythos! Zwar sind Diesel-Fahrzeuge effizienter als Benziner, doch die Fahrzeuge werden immer schwerer und größer. Die Folge: Die Emissionen steigen, anstatt zu sinken. Dieselfahrzeuge sind somit keine Klimaschützer, sondern klimaschädlich.
Auch ist die Öko-Bilanz der Elektroautos – bezogen auf die Lebenszeit der Fahrzeuge – grundsätzlich besser als die der konventionellen Fahrzeuge.
Auch gibt es genügend Strom und Stromnetze für E-Autos: Schon heute werden über 30 Prozent unseres Stroms aus erneuerbaren Energien gewonnen, wir haben Strom im Überfluss! Selbst wenn alle 45 Millionen Fahrzeuge in Deutschland elektrisch fahren würden, bräuchten wir 20 Prozent des Stroms dafür – der Öko-Strom reicht locker! Nicht alle Fahrzeuge würden gleichzeitig aufgeladen, sodass die regionalen Stromnetze sogar entlastet werden könnten, wenn die Batterien als Stromspeicher und Puffer genutzt würden.
Auch sind die Grenzwerte für Stickoxide im Büro nicht höher als auf der Straße, im Gegenteil. Dass manche Politiker überhaupt auf die Idee kommen, dass Stickoxid-Grenzwerte durch Verbrennungsmotoren im Büro überschritten werden könnten, regt die Fantasie über deren Büroausstattung an…. Gemeint sind vermutlich Richtwerte für bestimmte Industriearbeitsplätze, welche in einem begrenzten Umfang und Zeitraum gelten. Diese haben nichts mit der Dauerbelastung zu tun, denen Kleinkinder, ältere und kranke Menschen in Ballungsräumen mit hohen Emissionen ausgesetzt sind.
 
Die Mythenbildung wird orchestriert von interessierter Seite vorgetragen, um die Vergangenheit möglichst lange zu konservieren und vor allem um Autokäufer zu täuschen. Die Konzerne wollen nämlich gefeiert werden für ihren angeblich so „umweltfreundlichen Diesel“. Sie preisen das große Entgegenkommen der Konzerne an, mit dem Kauf eines neuen Diesels werde ja die Umwelt und das Klima geschont.
Die Umweltprämie ist Betrug am Kunden
Mit der Umweltprämie sollen die Verkäufe angekurbelt werden. Die sogenannte Umweltprämie der Autohersteller wäre ein guter Witz, wenn sie nicht ernst wäre. Da hat man den Kunden jahrelang vorgegaukelt, sie würden ein umweltschonendes Fahrzeug kaufen – und jetzt, wo herauskommt, dass das deutsche Öko-Wunder Clean Diesel nichts als Betrug war, wird den Leuten zum Supersonderpreis das allerneueste Wunder verkauft: Clean Diesel reloaded.
Das offenbar in Windeseile beim Dieselgipfel mit der Politik abgestimmte Angebot der Autohersteller ist also keineswegs fair oder gar großzügig. Es ist die Neuauflage desselben Denkens, Handelns und, ja, desselben Betrugs, der zum Dieselgate geführt hat.
Hier wurde nicht ein bisschen geschummelt – hier wurden systematisch und mutwillig Gesetze umgangen, Kontrollinstanzen betrogen und verantwortliche Politiker in gesetzgebenden Instanzen durch Schmeicheleien, Fehlinformationen und beeinflussende Angebote manipuliert. Genau 15.089.392 deutsche Autobesitzer haben sich für einen Diesel entschieden. Sie sind die Betrogenen – ethisch wie ökonomisch.
 
Wenn nur jeder Hundertste von ihnen sich aus Umweltbewusstsein für den Clean Diesel entschieden hat, dürften demnächst Großdemos vor dem Umwelt- und Verbraucherministerium gegen den dreisten und bislang ungeahndeten Etikettenschwindel der Autobranche stattfinden. Die anderen 14,8 Millionen, die sich wegen des langfristigen Kostenvorteils für einen Diesel entschieden haben, dürften derweil ihre Messer wetzen. Nicht nur, weil ihnen Fahrverbote drohen. Jetzt müssen die Sparfüchse von gestern auch noch einen umfangreichen Wertverlust ihres Fahrzeugs in Kauf nehmen. Da ist es der schiere Hohn, wenn ihnen für den Kauf eines Neuwagens etwa zehn Prozent Rabatt eingeräumt werden soll. Die legendären 10.000 Euro, von denen in den Medien die Rede ist, gibt es nur für eine Luxuskarosse mit knapp sechsstelligem Listenpreis.
Was ginge für ein Aufschrei durchs Land, wenn man die bereits gekauften mit Fipronil verunreinigten Eier zurückbringen dürfte, um dann rabattierte frische Eier zu bekommen – mit 25 Prozent weniger Fipronil, aber weil die Eier größer sind, in Wahrheit mit mehr Fipronil als vorher. Man würde den Bauern die Eier an den Kopf werfen und die faulen Marketing-Tomaten gleich noch hinterher.
 
Es ist daher Zeit, den Deutschen die Wahrheit zu sagen:
1. Die angeblich so saubere Dieseltechnologie kann nicht gleichzeitig die CO- und die Stickoxidgrenzwerte einhalten. Diesel ist eine Technik der Vergangenheit.
2. Auf Kosten der Verbraucher haben die Autokonzerne gigantische Gewinne eingefahren. Die sollten die Kunden nun als echten Schadensersatz zurückbekommen.
3. Die deutsche Autoindustrie hat mutwillig und wider besseres Wissen Gesundheit und Klima irreversibel geschädigt, was sie zumindest ökonomisch wiedergutmachen sollte.
4. Den betrogenen Kunden muss ernsthaft aus der Patsche geholfen werden, und zwar nicht auf Kosten der ohnehin schon geschädigten Bürger. Zahlen müssen jetzt mal die Verursacher.
5. Die derzeit ebenfalls angebotenen Elektro- und Hybrid-Fahrzeuge haben die betroffenen Autohersteller gar nicht im Angebot – oder wenn, dann zu nicht marktfähigen Preisen und mit unzumutbaren Lieferzeiten.
Aus kurzfristiger Profitorientierung hat die Autoindustrie nicht nur die eigene Zukunft, sondern auch die deutsche Wirtschaftskraft aufs Spiel gesetzt. Das Vertrauen in "Made in Germany" war mühsam aufgebaut und ist leider schnell verspielt. Die Politik sollte nicht Steuergeld für eine Industrie ausgeben, die ihre Probleme selbst verursacht hat und betrogene Kunden nicht angemessen entschädigen will. Die Autokonzerne sind in der Pflicht. Und sie sind nicht too big to fail und schon gar nicht too big to jail. Sie sind ewig gestrig.
Der Beitrag gibt die Meinung der Autorin wieder.
 
 
Meine persönliche Meinung und Einschätzung:
von IFEU-Mitglied Oliver Strahl
 
Wieder mal was zu lesen, was den Nagel auf den Kopf trifft.
 
Ich kann das bestätigen, war gestern geschäftlich bei VW in Braunschweig.
Wollte eigentlich das Thema gar nicht anschneiden, war mir zu heiß, bin aber dann von Leuten der VW Belegschaft angesprochen worden, die fühlen sich auch betrogen und angepisst.
Momentan ist totale Schockstarre im Konzern, fühlen sich wie ein Bienenstaat dem sie die Königin geklaut haben.
Zurzeit intern nur purer Aktionismus, oben versuchen sie die letzten 10 versäumten Jahre innerhalb kürzester Zeit aufzuholen mit kopierter Technologie von Firmen die schon weiter sind, z.B. Batterietechnik.
Stampfen neue Abteilungen aus dem Nichts, die das Ganze voranbringen sollen. Ist wie wenn Du 1 Stunde vor der Abi-Prüfung den Stoff der letzten 4 Jahre noch nachlernen willst.
Die oben hatten nur die Aktionäre im Blick und nicht das Marktgeschehen, das ist an denen in ihrer Selbstüberschätzung total vorbeigegangen.  
 
Mein Resümee: Vor der Wahl hält man still, es sollen ja die etablierten „Auto“-Parteien gewählt werden, aber nach der Wahl haben wir ein Automobil-Desaster wie die Bankenkrise anno 2008, aber leider ohne eine Alternative die uns retten kann, wie dazumal die regenerative Energietechnologie. Die wurde ja von Frau Merkel und Co erfolgreich in den letzten Jahren ausgebremst. Und wir als Steuerzahler zahlen wieder einmal die Zeche, jetzt weiß ich warum die Regierung keine Steuersenkungen und Abschaffung des Soli haben will. Das Geld wird noch für den Diesel Gate gebraucht.
 
Ach ja, hast Du irgendwo gelesen das auf die Schnelle einige hundert Elektrobusse von BYD aus China nach Deutschland geordert wurden?  Übrigens Daimler hat eine Juniorpartnerschaft mit BYD geschlossen.
Warum wollen wir eigentlich nun so enge Politik- und Handelsbeziehungen nach China? Nur wegen Trump?
Ein Schelm der Böses dabei denkt.
 
P.S. Habe mir übrigens vorhin eine Youtube Film über den BYD E6 angesehen, würde mich nicht wundern wenn der mal den Mercedesstern trägt.
 
Oliver Strahl
Mittwoch, 13. September 2017
in Deutschland wurde im Jahr 2016 ein Absatzrekord für Dieselfahrzeuge erzielt,
doch jetzt sollen die Fehler der Automobilkonzerne finanziell von der Allgemeinheit, dem Steuerzahler getragen werden
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