Interessengemeinschaft zur Förderung der Elektromobilität im Unterallgäu
 
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Steckerchaos, muß das sein?
Sonntag, 2. Oktober 2016
Ein Stecker für Alles?
Falls Alle mitmachen, dann klappt es auch!
Übersicht
aller Berichte
AC 1-phasig
500 V   80 A
CP        PP
N       PE      L1
L2       L3
AC 3-phasig
500 V   63 A
CP        PP
N       PE      L1
+         -
AC 1-ph DC
500 V  70/80 A
CP        PP
+       PE       -
+         -
DC
500 V  140 A
 
Stellen Sie sich mal vor, Sie stecken Ihr Ladegerät für‘s Handy zuhause aus, gehen damit zum Nachbarn und wollen es dort in die Steckdose stecken, aber die passt nicht !
Unvorstellbar? Nein, vor über 100 Jahren konnte das schon vorkommen, abgesehen davon, daß es damals keine Handys gab.
Und heute?
Heute haben wir das Chaos der verschiedenen Videocassetten überlebt, die Älteren unter uns erinnern sich daran; wir haben auch eine Norm für Steckerladegeräte, damit man nicht mit einem Büschel an Ladekabeln für sein Handy ausgerüstet sein muss.
 
Aber:
Den Herstellern von E-Autos scheint dieses noch nicht bekannt zu sein. Dabei gibt es schon seit bald 10 Jahren einen weltweiten Standard dafür.
Zugegeben, der Name könnte etwas einprägsamer gewählt sein, er lautet nämlich IEC 62196 das muss man sich jedoch nicht merken.
Den Inhalt der Norm sollte man schon im Hinterkopf haben, wenn man vor einer Ladesäule steht, an der 3 Kabel baumeln, die eigentlich nur für ein einziges Auto gedacht sind, nämlich ein E-Auto. Obwohl dort vielleicht drei Kabel hängen, können nicht drei Fahrzeuge gleichzeitig geladen werden. Diesem Irrtum sollte man nicht erliegen.
Stellen Sie sich mal vor - als Nicht-E-Autofahrer - Sie sehen an der Tankstelle Zapfsäulen mit 3 Schläuchen und dürfen sich den aussuchen, der für Ihr Auto passt. Wie dämlich ist so ein Gedanke denn?
Gar nicht dämlich, ganz normal mittlerweile, was Stecker anbelangt.
• Es gibt SAE J1772, welche hauptsächlich noch im asiatischen Raum gebräuchlich sind oder an Fahrzeugen aus Fernost, bzw. amerik. Raum.
• Es gibt Typ 2, die in Europa, aber auch Asien zu finden sind.
• Es gibt Typ 3, der sich bislang bei Autos nicht durchgesetzt hat und nur bei E-Bikes zu finden ist, leider mit unzulänglichen Leistungsdaten.
• Es werden aber auch „neue“ Stecker erfunden, um sich von der Masse der klugen Fahrzeugentwickler abzugrenzen, so z.B. der nur von der Deutschen Automobilindustrie „entwickelte“ Stecker Combo. Nur gibt es kaum Ladestationen dazu, also hat die Lobby einiger weniger Hersteller solange auf die Politik eingewirkt bis dieser angebliche Standard in die Ladesäulenverordnung aufgenommen werden musste.
 
Dabei haben sich weit klügere Köpfe längst schon Gedanken über eine Vereinfachung des Steckerchaos gemacht. Nur leider hat gerade ein Autohersteller, den die etablierten Autokonzerne nicht wirklich leiden können dieses System verwendet und deshalb kann das ja nicht gut sein!
 
Typ 2 ist, wenn man Logik statt Propaganda walten lässt, derzeit derart universell, daß man gar nicht umhin kann diesen zu verwenden.
Egal ob mit einer 1-phasigen Ladung mit 230V Wechselstrom, dem was aus der Steckdose kommt (Bild 1 ganz oben), mit 3-phasigem Drehstrom mit 400V und 32A (wie es auch die IFEU-Ladebox bereitstellt) siehe Bild darunter, einer exotischen Kombiladung mit AC und DC gleichzeitig (siehe Bild 3), bis hin zur derzeitigen Königsklasse mit Gleichstrom von bis zu 500V 140A, also 70kW, das Alles ist technisch über einen Stecker möglich.
 
Übrigens, dies gilt für Deutschland. In Norwegen lädt man über den selben Stecker, allerdings temperatur- und spannungsüberwacht während des gesamten Ladevorgangs, bis zu 685V bei 320A, also 220kW Leistung ins Fahrzeug. Technisch existieren bereits Lösungen für aktiv gekühlte Kabel und Stecker, bei denen für 10 Minuten bis zu 600kW übertragen werden konnten, damit dauert der Ladevorgang eines 22kWh Akkus theoretisch nur noch etwas mehr als 2 Minuten, nur die Akkus schaffen in der Energie-Aufnahme diese enormen Leistungen noch nicht. Allerdings existieren bereits jetzt schon hochstromfähige Zellen auf Basis von Kohlenstoff-Nano-Röhrchen, die derartige Leistungen ohne Probleme aufnehmen können ohne daß darunter die Lebensdauer leidet.
Damit ist ein Ladevorgang ähnlich kurz, wie ein Tankvorgang früher. Nur weshalb gibt es diese Technik noch nicht? Selbst primärseitig sind derartige Spitzenlasten technisch ohne großen Aufwand handlebar.
 
Ach ja, beinahe hätte ich vergessen zu erwähnen: Selbst der CHAdeMO Standard kann leistungstechnisch über den Typ 2 übertragen werden.
 
Also liebe europäische und vor allen deutsche Automobilkonzerne, habt endlich den Mut bestehende Technik anzuwenden, statt nur auf die Bremse zu treten. Ihr müsstet in der Vergangenheit eigentlich genug aus Beispielen gelernt haben, wie man es nicht machen sollte, ausser man möchte von chinesischen und amerikanischen Herstellern überholt werden.
 
Thomas Scharpf, Dipl.-Ing.
Steckerbelegung der internation. IEC 62196 Norm
Angaben stellen Maximalwerte dar