Interessengemeinschaft zur Förderung der Elektromobilität im Unterallgäu
 
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IFEU Großglockner-Fahrt 2016
 
Zwei Zoes und ein Tesla überqueren die Alpen:
3 Tage  -  3 Länder  -  24 Alpenregionen  -  900 km
 
Das IFEU-Mitglied Thorsten Bauder möchte mit seinem Tesla Model S die Alpen überqueren um zu zeigen, dass die Elektromobilität nicht nur im Alltag angekommen ist, sondern ein Elektroauto auch größere Strecken meistern kann und seine Passagiere stressfrei in den Urlaub bringen kann. Seine Begeisterung für Elektroautos hört aber nicht beim Tesla auf, sondern er möchte auch Erfahrung mit anderen E-Autos sammeln und das Laden an den unterschiedlichsten öffentlichen Ladesäulen ausprobieren. Seinem Aufruf, dass sich weitere Fahrer der Tour anschließen, bin ich sofort gefolgt, denn dadurch geht auch mein langgehegter Wunsch einer elektrischen Alpenüberquerung in Erfüllung.
Die Tour muss genau geplant sein, um Zoes Horizont, der bis dato nur bis ins Allgäu nach Füssen reicht, zu erweitern. Die Schnittmenge diverser zur Planung herangezogener Ladekarten im Internet, die sich teilweise deutlich wider-sprechen, ergibt schließlich eine Route mit ausreichend Ladesäulen im richtigen Abstand mit jeweils passenden Reserve-Ladepunkten.
 
Am Freitag, den 15. Juli 2016 sind um 9:00 Uhr zwei Zoes und ein Tesla in Bad Wörishofen am Start. Thorsten Bauder fährt zusammen mit seiner Frau Beate ein Tesla Model S mit einer 90-kWh-Batterie und Superchargeroption. Markus Königsdorfer, langjähriges Mitglied der IFEU, nimmt mit einem Renault Zoe der zweiten Generation (also mit 22 kW max. Ladeleistung und 240 km Normreichweite) teil und ich starte mit meinem inzwischen 3 Jahre alten Zoe mit nur 210 km Normreichweite, dafür aber mit 43 kW maximaler Ladeleistung.
 
So zumindest der Plan...
 
Leider wird bereits beim Start klar, dass einfach volltanken, reinsitzen und losfahren beim Elektroauto nicht immer funktioniert. Schon an der ersten Ladesäule in Bad Wörishofen ist der Typ-2-Ladepunkt bereits belegt und die CEE-Dose ist außer Betrieb. Um nicht vor offiziellem Tourbeginn den Zeitplan zu gefährden, fahre ich weiter nach Kaufbeuren. Diese Ladesäule ist frei, lässt sich aktivieren und funktioniert, doch die Ladeleistung ist auf 11 kW begrenzt. Mein Zoe zeigt eine verbleibende Ladezeit von 2:30 h an, in 15 Minuten ist Treffpunkt und Start der Tour. Also breche ich den Ladevorgang ab und fahre mit fast leerem Akku nach Marktoberdorf. Diese Säule kenne ich, sie hat 22 kW und funktioniert. Bei Ankunft stelle ich mit Schrecken fest: beide Ladepunkte sind bereits in Verwendung. Also schnell weiter zur nächsten Säule. Gleiches Spiel: Ein Tesla und ein Zoe haben die Ladesäule bereits vereinnahmt. Dort treffe ich dann endlich die anderen Fahrer und Begleiter dieser Tour. Markus weicht auf eine andere Säule aus und Thorsten lässt seine Kontakte spielen, wodurch die Säule für mich freigemacht wird.
Nach 30 Minuten kann die Tour also endlich gemeinsam gestartet werden. Im Korso fahren wir bei bedecktem Himmel und leichtem Regen nach Bad Tölz. Den Teslafahrern reicht der Strom bis zum Tesla-Supercharger in Irschenberg, die beiden Zoes laden sicherheitshalber nach (kostenlos versteht sich!); schließlich befahren wir nun unbekanntes Terrain und schnell zeigt sich, dass nicht jede Ladesäule dort steht, wo sie auf der Karte eingezeichnet ist und auch nicht so wie beschrieben aktiviert werden kann und sofort funktioniert. In Irschenberg komme ich sogar in den Genuss eines 43-kW-Schnellladers, wodurch mein Zoe in 30 Minuten fast vollgeladen werden kann. Nach einem gut-bayrischen Mittagessen in Bad Feilnbach machen wir uns gestärkt auf den Weg nach Kitzbühel, unserem gemeinsamen Tagesziel. Da entgegen der Beschreibung die Ladesäule nur halb so schnell laden kann und auch noch einer der beiden Ladepunkte durch ein ladendes E-Auto belegt ist, teilen wir die Zoes auf mehrere Säulen im Ort auf und der Teslafahrer navigiert zum Supercharger im Ort. Nach einem kurzen Spaziergang durch Kitzbühel steuert jeder Fahrer sein Nachtquartier an.
 
Samstag, 16. Juli 2016
Früh am Morgen setzen wir unsere Reise fort. Heute möchten wir über die Großglockner-Hochalpenstraße bis nach Südtirol fahren und am Abend über den Brenner zurück bis nach Innsbruck.
Treffpunkt ist um 10:00 Uhr an der Mautstelle Ferleiten kurz vor dem Großglockner. Genügend Zeit also um vorher die Batterien auf dem riesigen Ladepark einer Firma in Zell am See mit kostenlosem Sonnenstrom randvoll zu füllen. Nebenbei erwähnt: Fast ganz Österreich bezieht seit ca. einem Jahr Ökostrom aus Wasserkraft und Sonne. Da ist uns das Land weit voraus!
Die Sonne zeigt sich heute leider noch nicht, morgens sind die umliegenden Berge in dichte Wolken gehüllt. Schade, denn die Bergkulisse hier ist beeindruckend. Der Niederschlag gestern Abend, der unseren Spaziergang in Kitzbühel verkürzt hatte, sorgte auf dem Großglockner für etwas Neuschnee. Am Beginn der Passstraße zeigt mein Zoe eine Restreichweite von 118 km an. Im Korso düsen wir gemeinsam lautlos den Pass hinauf. An der höchsten Stelle auf 2571 m.ü.M hat es minus drei Grad Celsius, der eisige Wind peitscht uns um die Ohren und der Nebel gefriert auf den Scheiben. Mein Zoe zeigt hier nach nur 30 gefahrenen Kilometern eine verbleibende Reichweite von 30 km an. Der Verbrauch steigt somit auf das Dreifache. In den folgenden 50 Kilometern bergab bis nach Lienz steigt dagegen ohne Zwischenladen die angezeigte Reichweite alleine durch Rekuperation auf 125 km. Die dadurch zurückgewonnene Energie von 14 kWh (Tagesdurchschnitts-verbauch eines 4-Personen-Haushalts) würde bei jedem Verbrenner-Fahrzeug in nicht nutzbare Wärme umgewandelt, uns Elektroautofahrern erspart sie eine komplette Fahrzeugladung. In diesem Fall ist das auch hilfreich, denn die Ladesäule auf halber Strecke Richtung Lienz ist defekt.
In Lienz angekommen, genießen wir die Sonne bei ca. 20 Grad Celcius im Städtchen, während die Fahrzeuge vollgeladen werden. Das Wetter hier im Tal entspricht nun eher unseren Erwartungen von Sommertagen Mitte Juli und entschädigt ein wenig für die kurze Exkursion in den gefühlten arktischen Winter auf dem Großglockner. Die Route führt nun über Innichen, Bruneck und Sterzing zum Brenner. In Bruneck gestaltet sich die Suche nach der Ladesäule schwieriger als erwartet und endet in einer modernen Schnitzeljagd: Alle in den Fahrzeugen und Smartphones zur Verfügung stehenden digitalen Hilfsmittel werden herangezogen, um die offensichtlich falsch eingezeichnete Ladesäule im Industriegebiet zu finden. Belohnt werden wir schließlich aber mit kostenlosem Strom. Auch das kann ab und an vorkommen, für die zukünftigen Ladesäulennutzer korrigieren wir sogleich die Angaben in den Ladesäulen-Verzeichnissen. Einfacher zu finden ist die darauffolgende Ladesäule an der Brenner-Raststätte (vorausgesetzt man würde die mautpflichtige Autobahn benutzen, unser Navigationssystem lotst uns dennoch zielsicher über Schleichwege zur Raststätte). An diesem Ladepark können Tesla-Fahrer und alle anderen E-Auto-Fahrer die "Ladeweile" gleichermaßen komfortabel verbringen, denn der 43-kW-Schnelllader steht direkt neben dem Tesla-Supercharger.
Markus entscheidet sich aufgrund der positiven Erfahrung mit seinem Zoe am Großglockner-Pass, zurück nach Sterzing zu fahren und morgen über das Timmelsjoch heimzufahren. Thorsten, Beate und ich setzen unsere Kurzreise nach Innsbruck fort, wo wir als Nachtquartier Zimmer bei Privatleuten gebucht haben. Hier scheint es große Unterschiede zu geben, Thorsten kann dazu morgen einiges mehr berichten...
 
Sonntag, 17. Juli 2016
Abfahrt in Innsbruck ist heute um 9:00 Uhr. Als Frühaufsteher bleibt für mich somit noch Zeit, das Wahrzeichen Innsbrucks, das Goldene Dachl in der Innenstadt zu besichtigen. Die Route führt heute nach Nassereith, über den Fernpass mit kurzem Stopp am Fernsteinsee und weiter nach Reutte. In Lermoos steuern wir eine Ladesäule an, mein Zoe begnügt sich mit einem 22kW-Lader an der Tourist-Info, das Tesla-Navi lotst zum Supercharger im Ort. Ab Reutte entscheiden wir uns aufgrund des guten Wetters für einen Abstecher ins Tannheimer Tal. Da ich die Ladesäule in Bad Hindelang kenne, kann ich den Pass etwas sportlicher hinauf-düsen und so die maximale Leistung von 65 kW auskosten. Während Zoe wie bereits auf der ganzen Tour mit Gratisstrom versorgt wird, fahren wir mit dem Tesla zur Schnitzel-Alm und genießen auf der Terrasse in der Sonne die Spezialitäten des Hauses. 5 Minuten vor der Weiterfahrt kühlt Thorsten den Tesla dann bequem per App von 39 auf angenehme 18 Grad Celsius herunter, sodass wir die Fahrt nach Oberstaufen fortsetzen können. Die Ladeweile verkürzen wir dort bei einem Eis, bevor wir die Heimreise antreten. Unterwegs noch einmal vollgeladen komme ich zuhause mit mehr Reichweite an, als ich am Freitag beim Start angezeigt bekam.
Die 935 km haben wir mit drei Fahrzeugen ohne einen Cent für Strom bezahlen zu müssen zurückgelegt. Das soll uns mal ein Verbrenner-Fahrzeug nachmachen. Ich fühle mich wieder einmal bestätigt, mit Zoe (oder einem Elektroauto im Allgemeinen) die richtige Wahl getroffen zu haben.    
 
 
Dorian Schädler                                              Dorian‘s Homepage
 
Freitag, 15. Juli 2016
Zwischenladen am Brenner
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